[242] Balggeschwulst (Tumor cistycus), neugebildete, überall geschlossene Säcke (Bälge, Cysten) von der verschiedensten Gestalt, der verschiedensten Größe u. des mannichfaltigsten Inhalts. Der Inhalt ist gewöhnlich gar nicht od. nur höchst unvollkommen organisirt (Fett, Zellen, Eiweiß, Gallerte etc.), od. er ist höher organisirt zu eigenthümlichen verschiedenen Geweben, oft ist er ungleichartig u. mit der Zeit sich ändernd. Nach der Natur dieses ihres Inhalts u. der Neigung, ihre Masse zu ändern, kann man eine B. als eine gute od. bösartige bezeichnen. Die Höhle der B. kann einfach (einkammerig) sein, bisweilen aus mehreren unter einander verbundenen Abtheilungen bestehen (kammerig), nicht selten sind in einer Cyste (Mutterbalg) andere Cysten (secundäre Bälge) eingeschlossen u. zuweilen darin wieder noch kleinere (tertiäre) u.s.f., die man dann zusammengesetzte Cysten od. Cystoide nennt. Die Wandung der B. ist entweder wirkliche krankhafte Neubildung od. von einer schon bestehenden Wand einer Höhle od. eines Kanals gebildet (so z.B. von Schleim- od. Balgdrüsen der Graafschen. Follikeln im Eierstock, den Endbläschen der Kropfdrüse etc.). Darnach ist die Structur der Wandung sehr verschieden. Die Entdeckungsursachen wirklicher neugebildeter Cysten sind bis jetzt noch unbekannt, B. aber aus schon vorhandenen Hohlräumen entstehen gewöhnlich in Folge von Erweiterung derselben, Verdickung der Wand u. Anhäufung des Inhalts derselben (gewöhnlich bei Verstopfung des Ausführungsganges). Die B. benachtheiligen den Körper durch Zusammendrückung u. Verdrängung von Organen, Raumbeengung u. Auseinanderdrängung der Gewebe. Sehr große Cysten schaden wohl auch durch starken Säfteverbrauch, bisweilen wird auch durch Erweiterung von Cysten die Umgebung zerstört. Man unterscheidet: a) seröse Cysten (Hydatiden, s.d.), B. mit serösem, blaßgelblichem, flüssigem Inhalte, sie sind die häufigsten u. zuweilen von den sogen. Blasenwürmern (Cysticercus u. Echinococcus) bewohnt u. heißen dann Acephalocystenbälge. Man findet sie bes. an dem Bauchfell, dem Eierstock, der Kropfdrüse, den Nieren, der Leber. Bei einiger Größe nennt man die seröse Cyste auch Sackwassersucht (s.d.) u. auch Überbein. b) Cysten mit dicklichem Inhalte, gummi- od. leimartig (Kolloid, s.d.), dann Kolloidbälge (Meliceris, Honig- od. Gummigeschwulst) genannt, wie sie sich vorzüglich bei dem Cystenkropf finden; grützeähnlich, aus Zellen verschiedener Art bestehend, mit Fett untermischt. Diese Cysten (Atherom, Grützgeschwulst) finden sich vorzüglich in u. unter der Haut, u. sind fettig (Cystolipoma) od. speckig (Steatom). c) Cysten mit festem Inhalte, wie Haare, Zähne, Knochen, hornartige Gebilde od. krebsiger Natur (Cystocarcinom) od. Sarkom (Cystosarcom) od. Kalksalze durch Vertreibung des Inhalts. Selten ist Zertheilung durch flüchtige, die Aussaugung befördernde Mittel möglich; zuweilen weichen sie klein dem Druck. Außerdem sind B-e durch Ausschälung zu entfernen; ist diese nicht möglich, so wird die B. blos geöffnet, ihr Inhalt entleert u. der Balg durch Eiterung, Ätzmittel, auch mit theilweiser Exstirpation od. Unterdrückung des Sackes zerstört. Selten ist die Unterbindung der ganzen Geschwulst anwendbar.