Benĕvent [2]

[631] Benĕvent, Hauptstadt der gleichnamigen ital. Provinz (s. oben), liegt 170 m ü. M. auf einer Anhöhe am Zusammenfluß des Sabato und Calore, über welch letztern eine schöne Brücke führt, und am Kreuzungspunkte der Vahnen Neapel-Foggia und Salerno-Termoli, hat eine fünfschiffige Kathedrale, ursprünglich im normannisch-romanischen Stil angelegt, mit Bronzetüren aus dem 12. Jahrh., die Kirche des 774 gestifteten Klosters Santa Sofia, ein Lyzealgymnasium, eine technische Schule, ein Seminar und (1901) als Gemeinde 24,647 Einw. Aus dem Altertum besitzt B. außer mehreren Obelisken den berühmten, 114 n. Chr. erbauten Triumphbogen Trajans (Porta aurea), einen 15,5 m hohen, eintorigen, gut erhaltenen Bogen aus parischem Marmor mit Inschrift und reichen, auf das Leben Trajans bezüglichen Reliefs. Ostlich von der Stadt steht ein vom Papst Johann XXII. 1324 errichtetes Kastell. B. ist seit 969 Sitz eines Erzbischofs. – B. (ursprünglich Maluentum), eine samnitische Stadt im Gebiete der Hirpiner, ward 268 v. Chr. römische Kolonie und nun Beneventum genannt. 275 wurde bei B. König Pyrrhus vom Konsul M. Curius Dentatus geschlagen. Der Ostgotenkönig Totila zerstörte 545 n. Chr. die Mauern von B.; dann wurde es Sitz langobardischer Herzöge (s. Geschichtskarte I bei »Italien«), geriet aber im 9. Jahrh. in Abhängigkeit von den Franken (vgl. Hirsch, Das Herzogtum B. bis zum Untergang des langobardischen Reiches, Leipz. 1871). 849 ward das Herzogtum in zwei Fürstentümer, B. und Salerno, geteilt; ein drittes Fürstentum bildete sich bald darauf in Capua. 1047 fiel B. in die Hände normannischer Fürsten, mit Ausnahme der Stadt, die Kaiser Heinrich III. 1053 dem Papst Leo IX. überließ. Am 26. Febr. 1266 wurde bei B. der Staufer Manfred durch Karl von Anjou geschlagen. 1418 kam B. an Neapel; aber Ferdinand I. gab es an Papst Alexander VI. zurück, von dem es 1497 dessen Sohn, Giovanni Borgia (s. d.), als Herzogtum erhielt. Wegen der Härte des Papstes Clemens XIII. gegen den Infanten Philipp von Parma besetzten die Neapolitaner 1761 B., das jedoch 1774 an Clemens XIV. zurückgegeben ward. Die Franzosen eroberten B. 1798 und verkauften es an Neapel. Der Kardinal Ruffo zerstreute 1799 bei B. die republikanischen Truppen. 1806 ward B. von Napoleon I. als Fürstentum Talleyrand geschenkt, 1815 aber an den Papst zurückgegeben. Seit der Annexion des Kirchenstaats und Neapels gehört B. zum Königreich Italien. Vgl. Borgia, Memorie istoriche di Benevento (Rom 1763–69, 3 Bde.); Isernia, Istoria della città di Benevento (Benev. 1875–84, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 631.
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