Bernhard von Clairvaux

[717] Bernhard von Clairvaux (spr. klärwō), der Heilige, der bedeutendste unter den romanischen Mystikern des Mittelalters, geb. 1090 in Fontaines bei Dijon, trat mit 30 Gefährten in das Kloster Citeaux und wurde 1115 erster Abt des neugestifteten Klosters Clairvaux. Seine Sittenstrenge, die tiefe Frömmigkeit, die Glut seiner Beredsamkeit machten ihn zum Gegenstande der Bewunderung und ermöglichten ihm in den Kämpfen jener Zeit eine weitgreifende Wirksamkeit. Seinen Bemühungen verdankte es Papst Innocenz II., daß er seines Gegenpapstes Anaklet 11. Herr wurde. Den höchsten Gipfel seines Einflusses erreichte B., als Papst Eugen III., sein Schüler, vor Arnold von Brescia flüchtend, sich ihm in die Arme warf. Seine Beredsamkeit und seine Wundertätigkeit entflammte in französischen und deutschen Landen die Begeisterung zum zweiten Kreuzzug, dessen unglücklicher Ausgang ihn tief betrübte. Nicht ohne gerechten Tadel bleibt sein Verhalten gegen Abälard (s. d.), dessen Verurteilung auf der Synode zu Sens er durchsetzte. Auch die religionsphilosophischen Lehren des Bischofs Gilbert von Poitiers ließ er 1148 verdammen, und nicht minder eifrig wirkte er gegen die ketzerischen Sekten im Süden Frankreichs, wiewohl er sich allen äußern Gewaltmaßregeln abgeneigt zeigte. B. starb 20. Aug. 1153 in Clairvaux und ward von Papst Alexander III. 1173 heilig gesprochen. Seine Schriften (Abhandlungen, Predigten, Hymnen) sind herausgegeben von Mabillon (Par. 1667; 3. Ausg. 1719, 2 Bde.; wiederholt in Mignes »Patrologie«). Unter seinen Schriften sind die bedeutendsten: »De consideratione libri V«, an Papst Eugen III. gerichtet (hrsg. von Schneider, Berl. 1850), und die »Sermones de cantico canticorum« (in Auswahl hrsg. von Baltzer, Freib. 1893). Vgl. Neander, Der heilige B. und sein Zeitalter (neue Ausg. von Deutsch, Gotha 1889–90, 2 Bde.); Neumann, B. v. C. und die Anfänge des zweiten Kreuzzuges (Heidelb. 1882); Hüffer, Der heilige B. v. C. (Bd. 1: Vorstudien, Münster 1886); Janauschek, Bibliographia Bernardina (Bd. 4 der »Xenia Bernardina«, Wien 1891); Vacandard, Vie de saint Bernard (1895, 2 Bde.; deutsch, Mainz 1897–98, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 717.
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