Bianchi

[811] Bianchi (spr. biánki), 1) Friedrich, Freiherr von, Herzog von Casalanza, österreich. General, geb. 20. Febr. 1768 in Wien, gest. 21. Aug. 1855 in Rohitsch-Sauerbrunn, machte schon 1788 als Ingenieuroffizier den türkischen Feldzug mit, 1792–97 die Feldzüge in den Niederlanden und Italien. Im Kriege von 1809 an der Spitze einer Brigade und, zum Feldmarschallleutnant befördert, unter Schwarzenberg am russischen Feldzug teilnehmend, zeichnete sich B. 1813 bei Dresden, Kulm und Leipzig aus und führte 1814 im südlichen Frankreich den rechten Flügel der österreichischen[811] Südarmee. Am 1. Mai 1815 schlug B. Murat bei Tolentino entscheidend, zersprengte das neapolitanische Heer vollends und zog 22. Mai in Neapel ein. Vom König Ferdinand IV. von Neapel zum Herzog von Casalanza erhoben, ward er nach dem zweiten Pariser Frieden in den Hofkriegsrat berufen. 1824 pensioniert, lebte er fortan auf seinem Landgut Magliano bei Treviso. – Sein Sohn Friedrich, Freiherr von B., geb. 24. Nov. 1812, gest. 28. Sept. 1865 in Ems, befehligte 1849 eine Brigade des 2. Armeekorps und trug bei Novara wesentlich zum Siege bei. 1854 wurde B. Feldmarschallleutnant und Divisionär beim serbisch-banater Armeekorps, führte 1855–57 ein Kommando zu Jassy in der Moldau und nahm als Feldmarschallleutnant den Abschied.

2) Nicomede, ital. Historiker, geb. 20. Sept. 1818, gest. 6. Febr. 1886, betrieb medizinische Studien und nahm als Mitglied der provisorischen Regierung von Modena und Reggio tätigen Anteil an der Revolution von 1848. Infolge der Reaktion siedelte er 1849 nach Sardinien über, wirkte in Turin als Schuldirektor und widmete sich historischen Studien. 1861 wurde er Generalsekretär im Unterrichtsministerium; 1871 ward er zum Chef der piemontesischen Archive und 1881 zum Senator des Königreichs ernannt. Er schrieb: »Geografia storica comparata degli stati antichi d'Italia« (1850); »I ducati Estensi« (Turin 1852); »La storia della politica austriaca rispetto ai governi e ai sovrani italiani dal 1791 al 1857« (Savona 1857); »Le memorie del generale Carlo Zucchi« (Mail. 1861); »Il conte Camillo di Cavour« (Turin 1863); »Storia documentata della diplomazia europea in Italia dal 1814 al 1861« (das. 1865 bis 1872, 8 Bde.), eine reife Frucht langer Archivstudien; »Carlo Matteucci el'Italia del suo tempo« (das. 1874); »Le materie politiche relative all' estero degli archivi di stato piemontesi« (Modena 1876); »Storia della monarchia piemontese dal 1773 u 11861« (Turin 1877–84, Bd. 1–4, unvollendet); »La politica di Massimo d'Azeglio dal 1818 al 1859. Documenti, ecc.« (das. 1884). Auch gab er Cavours Briefe an Emanuel d'Azeglio (Turin 1885) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 811-812.
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