Bothwell, James Hepburn

[268] Bothwell, James Hepburn, Graf von, geb. 1536 oder 1537, gest. 1578, war seit 1556 Mitglied des schottischen Geheimrates und gehörte, obgleich Protestant, zu den eifrigsten Gegnern der englischen Partei in Schottland. 1562 wurde er infolge eines Streites mit dem Grafen Murray wegen Friedensbruchs verhaftet; er entkam zwar nach England, wurde aber auch dort auf Betreiben Murrays über ein Jahr gefangen gehalten und durfte erst 1564 nach Frankreich auswandern. Nach dem Zerwürfnis der Königin Maria Stuart mit Murray kehrte B. 1565 nach Schottland zurück und entflammte durch sein stattliches Äußere und kühnes Auftreten die Leidenschaft der Königin. Nachdem 9. Febr. 1567 Darnley, Marias Gemahl, auf sein Anstiften ermordet war, entführte B. die Königin und heiratete sie, nachdem er von der Anklage des Mordes freigesprochen und von seiner Frau geschieden war, 15. Mai 1567; gleichzeitig wurde er zum Herzog von Orkney erhoben. Vor der hierdurch veranlaßten Empörung des schottischen Adels floh B. nach Dunbar, von dort nach den Orkney- und Shetlandinseln. Auch hierhin verfolgt, setzte er sich in den Besitz einiger hanseatischen Schiffe, wurde aber durch einen Sturm an die norwegische Küste verschlagen, im Herbst 1567 nach Kopenhagen gebracht und zunächst in Malmö in leichter, dann seit 1573 in Dragsholm in harter Gefangenschaft gehalten, der schottischen Regierung aber nicht ausgeliefert. Er starb wahrscheinlich 1578, nach einigen Nachrichten im Wahnsinn. Vgl. Petrick, Zur Geschichte des Grafen B. (Berl. 1874); Schiern, Jarl af James Hepburn B. (2. Aufl., Kopenh. 1875; engl. Übers. von Berry, Edinb. 1880).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 268.
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