[537] Buchez (spr. bǖschä), Philippe Benjamin Joseph, Arzt und Schriftsteller, geb. 31. März 1796 in Mortagne (Depart. Ardennen), gest. 12. Aug. 1865 in Rhodez (Aveyron), studierte Medizin, Naturwissenschaft, Philosophie und Geschichte, beteiligte sich an geheimen Gesellschaften gegen die Bourbonen, redigierte das »Journal des progrès des sciences et institutions médicales«, nahm auch an der Redaktion des Saint-Simonistischen Blattes »Le Producteur« teil, trennte sich aber von der ganzen Schule wegen ihrer pantheistischen Richtung. Nach der Revolution von 1830 veröffentlichte B.: »Introduction à la science de l'histoire« (Par. 1833; 2. Aufl. 1842, 2 Bde.), worin er seine philosophischen Ansichten niederlegte. Gleichzeitig gründete er die Zeitschrift »L'Européen«, die sein neukatholisches System, den Buchesismus, ins Leben einführen sollte. Er empfahl in diesem Blatt auch die Gründung von Produktivgenossenschaften und die Abtretung eines Teiles des Gewinnes als »unteilbares Kapital« zugunsten der gesamten Arbeiterklasse. Mit Roux-Lavergne begann B. die republikanisch gehaltene Materialiensammlung: »Histoire parlementaire de la Révolution française« (Par. 183338, 40 Bde.; von der 2. Auflage erschien nur Bd. 16,184547). Ihr folgte der »Essai d'un traité complet de philosophie, an point de vue du catholicisme et du progrès« (Par. 183940, 3 Bde.). Die Schriften B.' führen vermittelst eines geistvollen Parallelismus zwischen Natur und Geschichte zu dem Grundsatz, daß der Mensch moralisch und politisch für die Entwickelung zur sittlichen Vollendung bestimmt sei; dieser sittliche Fortschritt aber besteht in der Ausübung der christlichen Moral des Katholizismus. Nach der Februarrevolution 1848 wurde B. in die Nationalversammlung gewählt und hier auf den Präsidentenstuhl berufen. Noch erschienen von ihm: »Histoire de la formation de la nationalité française« (1859, 2 Bde.) und »Traité de politique et de science sociale« (1866, 2 Bde.).