Carācas [2]

[754] Carācas, Hauptstadt der südamerikan. Republik Venezuela und des Bundesdistrikts, unter 10°31' nördl. Br., 67°3' westl. L., 603 m ü. M., am Rio Guaire und am Fuß des Monte Avila (2632 m), durch Eisenbahn mit seinem 10 km nördlich gelegenen Hafen La Guaira verbunden, hat ein gemäßigtes Klima, breite, rechtwinkelig sich schneidende Straßen und Plätze mit Denkmälern von Bolivar, dem noch ein besonderes Pantheon gewidmet ist, Washington, Guzman Blanco, eine schwerfällige Kathedrale, welche die Erdbeben verschont haben, die Annakirche (eine Basilika), die Paläste des Präsidenten (»gelbes Haus«) und des Metropoliten, Regierungsgebäude, Universität, große Schlächtereien, aber auch viele einstöckige Häuser aus ungebranntem Lehm. Die mit Gas beleuchtete, von Pferdebahnen durchschnittene und mit Wasserleitung versehene Stadt hatte 1891: 72,429 Einw., die Töpferei, Fabrikation von Seife und Lichten, Zigarren und Tabak, namentlich aber starken Seehandel mit Landesprodukten (besonders nach Hamburg) betreiben. C. ist Sitz der Regierung, des Nationalkongresses, des Bundesgerichtshofes, der Vertreter der auswärtigen Mächte, auch eines deutschen Gesandten und Konsuls. Erwähnenswert sind ein Armenhaus, 4 Krankenhäuser, ein Waisenhaus und öffentliche Bäder. Neben der Universität (mit Bibliothek) gibt es eine Kunstakademie, medizinische, rechtswissenschaftliche und mathematische Kollegien, polytechnische und Handwerkerschule, Priester- und Lehrerseminar, zahlreiche öffentliche Schulen, zwei Theater, ein Nationalmuseum mit naturhistorischen und antiquarischen Sammlungen, 21 Zeitungen und Zeitschriften. – Kolumbus entdeckte die Küste von C. 1498; doch blieb sie während der Welserischen Statthalterschaft in Venezuela (s.d.) unberücksichtigt. Eine Stadt entstand dort erst um 1570. Später war C. Hauptstadt eines spanischen Generalkapitanats und Sitz des Gouverneurs. Im Unabhängigkeitskrieg wurde die Stadt 29. Juli 1811 und wiederum, nachdem sie durch Bolivar befreit worden, 1814 von den Spaniern genommen. 1821 erfolgte ihre abermalige Befreiung, und C. bildete von da an einen Bestandteil des Freistaates Kolumbien, bis es 17. Nov. 1831 bei der Gründung der Republik Venezuela deren Hauptstadt wurde. Die Stadt hatte wiederholt durch Erdbeben zu leiden, namentlich durch das vom 26. Mär; 1812, wovon Alex. v. Humboldt eine Beschreibung gegeben hat, und erneut 29. Okt. 1900.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 754.
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