Castiglione [2]

[804] Castiglione (spr. -stiljōne), 1) Baldasarre, Graf von, ital. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 6. Dez. 1478 zu Casatico im Mantuanischen, gest. 7. Febr. 1529 in Toledo, war 1506 Gesandter des Herzogs Guidobaldo di Montefeltro von Urbino bei Heinrich VII. von England und 1507 bei Ludwig XII. von Frankreich. Den Nachfolger Guidobaldos, Francesco Maria della Rovere, begleitete er auf seinen Feldzügen, war dann Gesandter in Rom, erst für Urbino, dann für Mantua, wurde von Clemens VII. zum Protonotar ernannt und 1525 als Gesandter nach Spanien geschickt. Nach der Plünderung Roms 1527 fiel C. bei dem Papst in Ungnade, dagegen überhäufte ihn Karl V. mit Gunstbezeigungen. Sein Hauptwerk ist der »Libro del cortegiano«, eine in Gesprächsform abgefaßte seine Darstellung des Ideals eines Hofmannes (Vened. 1528; neueste Ausg., Mail. 1890). Castigliones »Lettere« (Padua 1769–71, 2 Bde.) geben Ausschluß über zeitgenössische Ereignisse. Eine Gesamtausgabe seiner »Opere volgari e latine« erschien 1733 in Padua.

2) Giovanni Benedetto, genannt il Grechetto, ital. Maler und Radierer, geb. 1616 in Genua, gest. 1670 in Mantua, Schüler Paggis, G. Andrea de Ferraris und van Dycks, bildete sich noch in Rom, Florenz, Parma und Venedig und trat sodann in die Dienste des Herzogs Karl I. zu Mantua. C. hat seinen Ruf als Maler durch seine Tierdarstellungen erlangt. Bekannt ist er auch als Radierer, wobei er Rembrandt nachzuahmen suchte. Man zählt über 70 Radierungen von ihm.

3) Carlo Ottavio, Graf, ital. Sprachforscher, geb. 1784 in Mailand, gest. 10. April 1849 in Genua, lieferte wertvolle Beiträge zur orientalischen Münzkunde und Altertumsforschung. Am bekanntesten in Deutschland ist C. jedoch durch die Herausgabe von Bruchstücken der gotischen Bibelübersetzung des Ulfilas geworden, die Mai unter den Palimpsesten der Ambrosianischen Bibliothek 1817 entdeckt hatte. Sein Leben hat Biondelli (Mail. 1856) beschrieben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 804.
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