Coriolānus

[285] Coriolānus, Cn. Marcius, röm. Patrizier, zeichnete sich schon als Jüngling bei der Belagerung der Volskerstadt Corioli aus, weshalb er den Ehrennamen C. erhalten haben soll. Als aber zur Linderung einer Teuerung der Senat in Sizilien Getreide aufgekauft hatte, wollte C. dieses dem Volk nur unter der Bedingung überlassen wissen, daß es auf das vor kurzem eingesetzte Volkstribunat verzichte. Er wurde deshalb von den Volkstribunen angeklagt und trotz der Bitten der Patrizier von den Tributkomitien (491 v. Chr.) für schuldig erklärt, worauf er voll Rachedurst nach Antium zu den Volskern ging. Von diesen neben Attius Tullius zum Feldherrn gewählt, brach er in das römische Gebiet ein und drang bis in die Nähe von Rom vor (488). Da Streitigkeiten zwischen Patriziern und Plebejern die Kraft des Widerstandes lähmten, sah sich der Senat genötigt, mit C. in Unterhandlung zu treten; doch scheiterten sie an den übertriebenen Forderungen C.', bis die mahnende Anrede der alten Mutter Veturia, die mit seiner Gattin Volumnia und seinen beiden kleinen Söhnen an der Spitze der römischen Frauen in das Lager gezogen war, seinen Trotz brach. Die Nachrichten über sein Ende lauten verschieden. Nach einigen soll er von den über den Rückzug erbitterten Volskern erschlagen worden sein, nach andern ein hohes Alter erreicht und seine Verbannung oft beklagt haben. Des C. durchaus sagenhaftes Leben hat Plutarch beschrieben; seine Schicksale haben Shakespeare und Collin zu Tragödien verarbeitet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 285.
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