Dürckheim-Montmartin

[302] Dürckheim-Montmartin, Ferdinand Eckbrecht, Graf von, deutsch-elsäss. Patriot, geb. 1. [302] Juli 1812 auf Schloß Thürnhofen bei Feuchtwangen im bayrischen Rezatkreis, gest. 29. Juni 1891, Sohn des vor der Revolution ausgewanderten, aber 1815 zurückgekehrten Grafen Karl Friedrich Eckbrecht von D., studierte in Straßburg die Rechte, ward 1832 Privatsekretär des Präfekten in Straßburg und 1836–48 Unterpräfekt an verschiedenen Orten. 1844 hatte er die Oberaufsicht über den Prinzen Ludwig Napoleon, der in Ham gefangen saß, und knüpfte mit diesem eine Bekanntschaft an, und im März 1850 ernannte ihn der Prinz-Präsident Ludwig Napoleon zum Präfekten des Oberrheins in Kolmar. Wegen eines Konflikts mit Persigny nahm D. 1853 seine Entlassung und wirkte 1854–70 als Generalinspektor der Telegraphenverwaltung. Die Schlacht von Wörth tobte hauptsächlich um sein Schloß Fröschweiler. Von Gesinnung ein Deutscher, schloß sich D. sofort der deutschen Herrschaft im Elsaß an und gehörte zu der Notabelndelegation, die im März 1872 dem Reichskanzler die Wünsche des Landes vortrug. Doch wurden die Ratschläge hinsichtlich der Behandlung der Einwohner nicht befolgt; er meinte, daß das politisch gänzlich unreife Volk mit kräftigem Willen und rücksichtsloser Beharrlichkeit erzogen und deutsch gemacht werden müsse. 1883 siedelte er auf Schloß Edla in Niederösterreich über. Er schrieb interessante »Erinnerungen alter und neuer Zeit« (Stuttg. 1887, 2 Bde.; 3. Aufl. 1891); »Allerlei Gereimtes und Ungereimtes« (das. 1890). Einen Beitrag zur Goetheliteratur (er war zweimal vermählt mit Enkelinnen von Lilli Schönemann, s. d.) lieferte er in »Lillis Bild, geschichtlich entworfen« (Nördling. 1879; 2. Aufl. von Bielschowsky, Münch. 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 302-303.
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