Dschodhpur

[234] Dschodhpur (Jodhpur, »Kriegerstadt«, auch Marwar), Tributärstaat in der britisch-ind. Provinz Radschputana (s. Karte »Ostindien«), 96,979 qkm groß mit (1901) 1,935,909 Einw. (7/8 Hindu), wird im O. begrenzt von den Arawalibergen, von denen zahlreiche Flüsse zum Luni abfließen, der D. in seiner ganzen Länge durchzieht und im Großen Ran endigt. Den Westen nimmt die Indische Wüste ein. Das Klima zeigt große Extreme; im Winter tritt oft Frost ein. Im N. finden sich Salzseen, darunter als größter der Sambharsee (s. Dschaipur). Von den Bewohnern sind 5/8 Dschat (meist Ackerbauer), 2/8 Radschputen (die herrschende Klasse), der Rest Dschain im Waldgebirge Mina (s. d.). Herrschende Sprache ist das dem Hindi verwandte Marwari. Die bewässerten Gegenden liefern viel Weizen und Baumwolle, die sandigen Melonen. Kamele (die besten Indiens), ausgezeichnete Rinder, Pferde und Schafe werden in Menge gezogen. Ausgeführt werden: Salz, Pferde, Schlachtvieh, Wolle, eingeführt: Zucker, Reis, Baumwollgewebe. Die Eisenbahn vom Sind nach Agra durchschneidet den Staat von W. nach O. D. gehört mit Dschaisalmir (s. d.) zur Agentschaft Marwar. Der Maharadscha hat Gewalt über Leben und Tod seiner Untertanen. Seine Einkünfte betragen 250,000, der Tribut an die britische Regierung 21,300 Pfd. Sterl. Die Armee besteht aus 6000 Infanteristen, 3500 Kavalleristen und hat 180 Geschütze. Das Schulwesen steht noch weit zurück. – Die Hauptstadt D. ist am Luni amphitheatralisch aufgebaut, von einer starken Mauer umgeben, hat auf hohem Felsen ein Fort mit dem Palast des Maharadscha und (1901) 60,437 Einw. Getrennt von ihr liegen die gleichfalls befestigte heilige Vorstadt Mahamandil, regiert von dem Oberpriester des Reiches, und 8 km nördlich die prachtvollen Ruinen der 1459 verlassenen Hauptstadt Mandore.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 234.
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