Du Cange

[244] Du Cange (spr. dü kāngsch'), 1) Charles Dufresne, Sieur, einer der größten Gelehrten Frankreichs, geb. 18. Dez. 1610 in Amiens, gest. 23. Okt. 1688 in Paris, wurde 1631 daselbst Parlamentsadvokat, widmete sich aber in der Folge ausschließlich wissenschaftlichen Studien. Seine beiden Hauptwerke sind: das noch heute unentbehrliche »Glossarium ad scriptores mediae et infimae latinitatis« (Par. 1678, 3 Bde.), das durch die Benediktiner von St.-Maur vervollständigt (das. 1733–36, 6 Bde.; neue Ausg., Vened. 1762), von Carpentier (1766, 4 Bde.) und Diefenbach (Frankf. 1857 und 1867) durch Supplemente ergänzt, dann von Henschel (Par. 1840–50, 7 Bde.) herausgegeben wurde und, mit den Zusätzen der Genannten, in neuer Ausgabe von L. Favre (Niort 1883–88, 10 Bde.) erschien, und das »Glossarium ad scriptores mediae et infimae graecitatis« (Par. 1688, 2 Bde.; Faksimileausgabe, Bresl. 1889). Einen Auszug aus ersterm Werk u. d. T.: »Glossarium manuale ad scriptores etc.« besorgte Adelung (Halle 1772–84, 6 Bde.). Als ausgezeichneter Forscher auf dem Gebiete der byzantinischen Geschichte bewies sich[244] D. in den Werken: »Histoire de l'empire de Constantinople sous les empereurs français« (Par. 1657), der eine treffliche Ausgabe der Villehardouinschen Geschichte der Eroberung von Konstantinopel vorausging (1657), und »Historia byzantina« (das. 1680). Auch von Joinvilles »Histoire de saint Louis« (1668) sowie verschiedenen byzantinischen Geschichtschreibern, wie J. Cinnamus (1670), Zonaras (1686, 2 Bde.) u.a., besorgte er Ausgaben. Eine seiner wichtigsten Arbeiten: »Des principautés d'outre-mer«, wurde erst 1869 von Rey u. d. T.: »Familles d'outremer« veröffentlicht; viele andre sind noch Manuskript. Seine Vaterstadt setzte ihm 1849 ein Denkmal. Vgl. Hardouin, Essai sur la vie et sur les ouvrages de D. (Amiens 1849); Feugère im »Journal de l'instruction publique«, 1852.

2) Victor Brahain, franz. Dichter und Romanschriftsteller, geb. 24. Nov. 1783 im Haag, gest. 15. Okt. 1833 in Paris, kam früh nach Paris, wo er eine Stelle im Handelsministerium erhielt, verlor sie jedoch nach der Restauration und widmete sich bald ganz der Schriftstellerei. Seine dem religiösen Fanatismus scharf entgegentretenden Anschauungen zogen ihm von seiten der Regierung vielerlei Anfechtungen zu. Unter seinen zahlreichen Theaterstücken ist »Trente aus, ou la vie d'un joueur« (1827) das berühmteste und wirkungsvollste. Von den übrigen nennen wir: »Le prince de Norvège« (1818); das Melodrama »Calas« (1819); »Le colonel et le soldat« (1820); »Élodie« (1822); »Les diamants« (1824); »Mac Dowell« (1826); »Il y a seize ans« (1831); »La vendetta« (1831) etc. In allen Stücken zeigt sich Du Canges Vorliebe für das Schreckliche, Schaudervolle; sein Stil ist oft rauh und hart und streift aus Bizarre. Auch seine Romane, obschon jetzt wenig mehr gelesen, hatten ihrer Zeit infolge der dramatisch spannenden Handlung und lebhaften Darstellung großen Erfolg.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 244-245.
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