Dunbar [2]

[270] Dunbar (spr. dănbār), William, das frischeste und mit Ausnahme von Burns bedeutendste Dichtergenie Schottlands, geb. um 1460 zu Salton in Lothian, gest. um 1520, studierte zu St. Andrews, wurde Franziskanermönch, 1491 Mitglied einer nach Frankreich bestimmten Gesandtschaft und später vielfach im Dienste des schottischen Königs Jakob IV. verwendet, der seine Mühen mit einer Pension von 10 Psd. Sterl. lohnte. Seine Huldigungsgedichte: »Tue thistle and the rose« (geschrieben 1503 zur Vermählnugsfeier Jakobs IV. mit der englischen Königstochter Margarete) und »The golden targe« (gedichtet zuerst 1508) sind Allegorien[270] nach dem Geschmack jener Zeit und dem Vorbild Chaucers. Am gewaltigsten handhabte D. diese allegorische Form und zeigte sich zugleich als Meister der Allegorie in seinem »Dance of the seven deadly sins through hell«. Am originellsten aber war er in der burlesken Dichtungsart; seine Abenteuer als fahrender Franziskaner, die lustigen Streiche mit dem jungen, lebenslustigen König, das Treiben der Höflinge und Streber hat er mit realem Humor geschildert, der doch von derbem Witz gewöhnlich wieder einlenkt zu wahrem Pathos und erhabenen Gedanken. Im ernsten »Lament for the makaris« führt er die ältern schottischen Dichter vor; in Streitversen (»Flyting«) maß er sich mit dem Dichterrivalen Kennedy. Mit vorrückendem Alter wurde er religiös. Im 18. Jahrhundert wurden seine fast vergessenen Werke wieder aus Licht gezogen. Von seinen »Works«, die Walter Scott als »von keinem Schotten je übertroffen« bezeichnete. erschien 1834 eine vollständige Ausgabe von David Laing mit Anmerkungen und Lebensbeschreibung; eine neuere Ausgabe besorgte PatersonLife and poems of W. D.«, Lond. 1863), auch die »Scottish Text Society« brachte einen Abdruck von Small 1884; einen Textabdruck nach allen Handschriften verdanken wir Schipper (Wien 1891 ff.). Vgl. Kaufmann, Traité de la langue du poete écossais W. D. (Bonn 1873); Schipper, William D. (Berl. 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 270-271.
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