Eisenstuck

[565] Eisenstuck, 1) Christian Gottlob, sächs. Politiker, geb. 3. Okt. 1773 in Annaberg, gest. 31. Mai 1853, studierte seit 1791 die Rechte, ließ sich 1798 als Rechtskonsulent in Dresden nieder, ward 1817 zu der Kommission behufs Regulierung der Kriegsschulden gezogen und 1820 zum Obersteuerprokurator ernannt. Im September 1830 entwarf er für Neustadt-Dresden eine auf zeitgemäße Reformen dringende Petition, ward Vorsteher der Kommunalrepräsentanten und Mitglied des konstituierenden Landtags für die Stadt Dresden. Als eifriger Verfechter der konstitutionellen Grundsätze war er mehrmals Vizepräsident des Landtags, legte 1844 sein Amt als Stadtverordneter nieder und zog sich 1847 völlig vom parlamentarischen Leben zurück.

2) Bernhard, Neffe des vorigen, geb. 1806 in Annaberg, gest. 5. April 1871 in Dresden, trat 1820 als Lehrling in das Fabrikgeschäft von Pflugbeil u. Komp. in Chemnitz, dessen Teilhaber er später ward, und war eifriges Mitglied des Chemnitzer Industrievereins sowie des von ihm mitbegründeten Handwerkervereins, stand auch längere Zeit dem Stadtverordnetenkollegium vor. 1848 gehörte E. dem Vorparlament an; als Mitglied der Nationalversammlung hielt er sich zur Linken, war Vorstand des volkswirtschaftlichen Ausschusses und während der letzten Monate der Versammlung ihr zweiter Vizepräsident. Im Mai vom Ministerium Gagern als Reichskommissar in die aufständische Rheinpfalz entsandt, wurde er wegen Überschreitung seiner Befugnis zurückberufen, folgte dem Rumpfparlament nach Stuttgart, verließ es jedoch noch vor dessen gewaltsamer Auflösung, hielt sich dann in der Schweiz und in Brüssel auf, gehörte nach seiner Heimkehr dem sächsischen Landtag an und ward Direktor der Aktienspinnerei zu Wiesenbad.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 565.
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