Ellwangen

[723] Ellwangen, Hauptstadt des württemberg. Jagstkreises, eine der sogen. guten Städte, liegt im Virngrund an der Jagst und an der Staatsbahnlinie Krailsheim-Goldshöfe, 439 m ü. M. Es hat eine evangelische und 5 kath. Kirchen, darunter die romanische Stiftskirche (1100–1124 erbaut) und die St. Wolfgangskirche, ein Gymnasium (im ehemaligen Jesuitenkollegium), eine Realschule, eine Ackerbauschule (im Schloß Hohen-E.), reiche Stiftungen etc., ist Sitz der Kreisregierung, eines Oberamts, Landgerichts, von vier Forstämtern, hat Fabrikation von Schäften, Pergamenthülfen und Briefumschlägen, Gerberei, berühmten Pferdemarkt (sogen. Kalter Markt im Januar), Wollmarkt und zählt (1900) 4747 meist kath. Einwohner. Auf einem der beiden Hügel, zwischen denen die Stadt liegt, steht das 1354 erbaute Schloß Hohen-E., auf dem andern, dem Schönenberg, die im Jesuitenstil erbaute Wallfahrtskirche der Maria von Loreto. Zum Landgerichtsbezirk E. gehören die sieben Amtsgerichte: Aalen, E., Gmünd, Heidenheim, Neresheim, Schorndorf und Welzheim. – E. erhielt um die Mitte des 14. Jahrh. Stadtrecht. Es war bis 1802 die Hauptstadt der gefürsteten Propstei E., die vor 1803: 385 qkm (7 QM.) mit 25,000 Einw. umfaßte. Das Kloster soll bereits 764 von Herulf, Bischof von Langres, gestiftet sein, ist aber erst 814 urkundlich nachweisbar. Unter den Äbten ragt Kuno (1188–1218), ein vertrauter Ratgeber König Friedrichs II., hervor. 1459 wurde die Abtei mit Bewilligung des Papstes Pius II. säkularisiert und in ein Ritterstift verwandelt, an dessen Spitze der bisherige Abt nun als gefürsteter Propst trat. 1803 kam E. an Württemberg. Der letzte Propst war Klemens Wenzel, Prinz von Sachsen (gest. 1812). Vgl. Seckler, Beschreibung der gefürsteten Reichspropstei E. (Stuttg. 1864); »Beschreibung des Oberamts E.« (hrsg. vom statist. Landesamt, das. 1886).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 723.
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