Essigsaure Tonerde

[124] Essigsaure Tonerde (Aluminiumacetat) Al2(C2H3O2)6 entsteht beim Lösen von Tonerdehydrat (aus Tonerdenatron gewonnen) in Essigsäure, und wenn man Lösungen von schwefelsaurer Tonerde und essigsaurem Blei (Bleizucker) mischt, wobei sich schwefelsaures Blei abscheidet. Beim vorsichtigen Verdampfen der Lösung, die süßlich zusammenziehend schmeckt, sauer reagiert und schwach nach Essigsäure riecht, bleibt das Salz als farblose, gummiartige Masse zurück, während sich beim Erhitzen der Lösung unlösliche basisch schwefelsaure Tonerde abscheidet. Hierauf beruht die Anwendung der Lösung als Beizmittel zur Fixierung von Farbstoffen auf der Gespinstfaser. Da aber die Lösung sich viel zu schnell zersetzt, so bereitet man für technische Zwecke eine Lösung aus Alaun oder schwefelsaurer Tonerde mit nur so viel Bleizucker, daß noch eine gewisse Menge Schwefelsäure an Tonerde gebunden bleibt. Die Lösung enthält dann vielleicht Aluminiumacetosulfat Al2SO4(C2H3O2)4. Man fällt auch Alaun oder schwefelsaure Tonerde mit Soda und löst die gefällte basisch-schwefelsaure Tonerde in Essigsäure. Das Aluminiumacetosulfat verliert beim Trocknen oder Dämpfen die Essigsäure und hinterläßt basisches Sulfat, das den Farbstoff bindet. Es dient namentlich zum Hervorbringen der roten Krappfarben und heißt danach Rotbeize. Aus Alaun dargestellte Rotbeize (Alaunbeize) enthält auch schwefelsaures Kali, das die Haltbarkeit befördert. Eine Lösung von essigsaurer Tonerde (Liquor Aluminii acetici), aus 30 Teilen Aluminiumsulfat, 36 Teilen verdünnter Essigsäure, 13 Teilen Calciumkarbonat und 100 Teilen Wasser dargestellt, vom spez. Gew. 1,044–1,048, 7,5–8 Proz. basisches Aluminiumacetat enthaltend, wirkt antiseptisch, zusammenziehend, ohne zu reizen, und wird verdünnt als ausgezeichnetes Verbandwasser, zu Scheidenspülungen (bei Pessarien) etc. benutzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 124.
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