Fühlhebel

[196] Fühlhebel ist ein zweiarmiger, im Hebelpunkt leicht beweglicher Hebel zum Erkennen und Messen sehr kleiner Bewegungen eines Körpers oder geringer Abweichungen eines Umdrehungskörpers von der richtigen Gestalt. Drückt man (mittels einer Feder) den kürzern Arm dieses Hebels gegen einen in Bewegung begriffenen Körper, so zeigt der längere Hebelarm auf einer Kreiseinteilung in vergrößertem Maßstab die Verrückung an, die der kürzere Arm erfährt. Verhalten sich z. B. die Längen beider Hebelarme zueinander wie 1: 50, so ist man imstande, unmittelbar mittels einer Lupe Bewegungen von 0,1 mm und Abweichungen von 0,002 mm Linie zu messen. Durch Verbindung mehrerer F. in der Art, daß jedesmal der längere Arm des einen auf den kürzern Arm des folgenden Hebels wirkt, entsteht der zusammengesetzte F., dessen Empfindlichkeit gleich ist dem Produkt aus den Empfindlichkeiten der einzelnen Hebel. Der Niveaufühlhebel (oder Fühlniveau), dessen sich Bessel zur Bestimmung der Länge des einfachen Sekundenpendels und der Einheit des preußischen Längenmaßes bediente, besteht aus einer Wasserwage, die um eine auf ihre Längenrichtung senkrechte, horizontale Achse drehbar ist und auf einem Schlitten durch eine Mikrometerschraube horizontal fortbewegt wird, bis der Punkt, dessen horizontale Entfernung von einem festen Punkt bestimmt werden soll, gegen einen mit der Achse verbundenen kurzen Hebelarm, den Ansatz, stößt und die Wasserwage, die mit einem kleinen Übergewicht versehen ist, damit der Ansatz gegen den zu messenden Punkt drücke,-scharf zum Einspielen gebracht wird. Vgl. Dove, Über Maß und Messen (2. Aufl., Berl. 1835); Prechtl, Technologische Enzyklopädie, Bd. 7; Bessel, Darstellung der Untersuchungen und Maßregeln, welche durch die Einheit des preußischen Längenmaßes veranlaßt worden sind (Berl. 1839).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 196.
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