Faënza

[264] Faënza, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Ravenna, in fruchtbarer Ebene, am Lamone, von dem der Kanal Zanelli zum Reno geht, an der Via Ämilia und an den Eisenbahnlinien Bologna-Ancona und F.-Florenz gelegen. Die Stadt hat einen großen, von Arkaden umgebenen Marktplatz, einen imposanten Dom (1474 begonnen) mit schönem Grabdenkmal des heil. Savinus von B. da Majano, ein Rathaus mit hohem Turm (die ehemalige Residenz der Manfredi) und ein neues Theater. F. zählt (1901) ca. 15,700 (als Gemeinde 40,370) Einw., die Fabrikation von Majolika (s. Faenza-Majoliken) und Steingut (ehemals sehr berühmt und nach dieser Stadt »Fayence« benannt), Möbeln und Wagen, Schwefelraffinerie, Teigwarenfabrikation, Färberei, Gerberei, Handweberei und Handel mit Wein, Seide und Hanf betreiben. Die Stadt ist Sitz eines Bischofs, hat ein Lyzeum, ein Gymnasium, eine technische, eine Zeichen- und Modellierschule, eine reichhaltige städtische Gemäldegalerie, eine Bibliothek und ist Geburtsort des Physikers Torricelli, dem hier ein Denkmal errichtet wurde. – F. ist das antike Faventia, eine Stadt in Gallia cispadana, ward im Gotenkrieg völlig zerstört und gehörte in der Folge zum Exarchat (s.d.). Friedrich II. eroberte F. 14. April 1241 nach achtmonatiger Belagerung. Nach seinem Tode kam die Stadt unter Bologna und 1313 unter die Signorie des Adelsgeschlechts der Manfredi. 1501 fiel F. in die Hände Cesare Borgias, der Astorre de' Manfredi, einen 17jährigen Jüngling, gegen die Kapitulation gefangen nehmen und in Rom erdrosseln ließ. Nach Cesares Sturz erhob F. Francesco de' Manfredi zum Fürsten; allein Venedig eroberte 1503 die Stadt, verlor sie aber 1509 an Papst Julius II., worauf F. mit dem Kirchenstaat vereinigt wurde. Vgl. Righi, Annali della città di F. (Faënza 1841).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 264.
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