Géricault

[633] Géricault (spr. scherikō), Théodore, franz. Maler und Lithograph, geb. 26. Sept. 1791 in Rouen, gest. 26. Jan. 1824 in Paris, wurde in Paris Schüler von Carle Vernet und Guérin, stellte sich jedoch frühzeitig in Opposition zu der klassizistischen Richtung und erprobte seine durch Naturstudien an Soldaten und Pferden geübte Kraft zunächst im Salon von 1812 durch einen Chasseur à cheval de la garde impériale (im Louvre), eigentlich ein Reiterporträt, das durch originelle Auffassung und energisches Streben nach koloristischer Wirkung Aufmerksamkeit erregte. Ein verwundeter Kürassier (Salon von 1814, im Louvre) fand trotz der melodramatischen, auf die Stimmung der Zeit berechneten Behandlung geringern Beifall. Durch eine 1816 unternommene Reise nach Italien, während der er in Rom Studien nach Michelangelo, Raffael und Caravaggio machte, wurde sein Streben nach energischer Charakteristik noch verstärkt. Doch sind seine dort konzipierten Arbeiten (das Rennen der wilden Pferde während des Karnevals) nicht zur Vollendung gekommen. Was er eigentlich beabsichtigte, die dramatisch-realistische Verkörperung zeitgenössischer Ereignisse, gelang ihm erst nach seiner Rückkehr nach Paris. Ein Tagesereignis, der Schiffbruch der Fregatte Medusa, veranlaßte ihn später zu einer Schilderung der Leiden der Schiffbrüchigen auf einem Floß, das er 1819 u. d. T.: das Floß der Medusa ausstellte. Dieses ergreifende Gemälde (im Louvre), das man als das Manifest der romantisch-naturalistischen Schule bezeichnet hat, blieb vereinzelt. Später hat er nur noch Sittenbilder aus dem Londoner Volksleben und Sportbilder (Rennen von Epsom, Louvre) ausgeführt, an der Vollendung größerer Entwürfe hinderte ihn der Tod. Vgl. Clément, G.; étude biographique et critique (3. Aufl., Par. 1879).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 633.
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