[294] Galluppi, Pasquale, ital. Philosoph, geb. 2. April 1770 zu Tropea in Kalabrien, gest. 13. Dez. 1846 in Neapel, aus der experimental-psychologischen Schule von Genovesi hervorgegangen, versah lange Jahre hindurch eine Stelle in der Verwaltung der Finanzen, widmete sich jedoch mit so beharrlichem Eifer philosophischen, insbes. psychologischen und erkenntnis-theoretischen Studien, daß er, nachdem seine schon seit 1819 erschienenen Schriften die Aufmerksamkeit, insbes. Romagnosis, auf sich gezogen hatten, 1831 Professor der Philosophie zu Neapel wurde, was er bis zu seinem Tode blieb. G. ist der erste, der Kants Bedeutung den Italienern begreiflich machte. Den Einfluß Kants verrät sein erstes größeres Werk: »Saggio filosofico sulla critica della conoscenza« (Mail. 181932, 4 Bde.; neue Ausg., das. 1847, 6 Bde.), sowie sein Hauptwerk: »Elementi di filosofia« (Neapel 182027, 5 Bde.; 4. Aufl., das. 1842; 1856, 3 Bde.), und seine »Lettere filosofiche« (das. 1827, 2. Aufl. 1838; franz. von Peissel, Par. 1847). Ohne sich an Kant vollständig anzuschließen, dessen Theorie der synthetischen Urteile er vielmehr verwirft, und dessen behauptete Subjektivität der Erkenntnis der Außenwelt er bestreitet, geht er über den durch Romagnosi im Norden, Genovesi im Süden Italiens herrschend gewordenen Sensualismus Condillacs hinaus und sucht, vielfach an Leibniz erinnernd, zwischen Locke und Kant, Empirismus und transzendentalem Idealismus, einen Mittelweg einzuschlagen. Er räumt der menschlichen Erkenntnis die Fähigkeit ein, uns mit der dreifachen Realität des Ichs, der Welt und der Gottheit, und zwar mit beiden erstern direkt, mit der dritten indirekt, in Beziehung zu setzen. Weitere Schriften von ihm sind: »Considerazioni filosofiche sull' idealismo trascendentale e sul razionalismo assoluto« (Neapel 1841 u. ö.) und die unvollendete »Storia di filosofia« (das. 1842, Bd. 1). Vgl. Werner, Kant in Italien (Wien 1880); Pagano, G. e la filosofia italiana (Neapel 1897); Gentile, Dal Genovesi al G. (Rom 1903).