[73] Goblet d'Alviella (spr. goblä), 1) Albert Joseph, Graf, belg. Militär und Politiker, geb. 26. Mai 1790 in Tournai, gest. 5. Mai 1873 in Brüssel, war seit 1811 als französischer Ingenieuroffizier in den Feldzügen gegen Spanien mit Auszeichnung tätig, trat 1814 m niederländische Dienste, focht bei Waterloo und machte sich später im Ingenieurkorps beim Festungsbau an der französischen Grenze verdient. Er beteiligte sich wirksam am belgischen Aufstand von 1830, war 1831 Kriegsminister, 1832–33 Minister des Auswärtigen und ging hierauf als Gesandter nach Portugal, wo ihn die Königin Maria II., der er 1837 wesentliche Dienste leistete, zum Grafen von Alviella erhob. Nach seiner Heimkehr (1839) zum Minister ohne Portefeuille ernannt, war er 1843–45 nochmals auswärtiger Minister, 1845–59 liberales Mitglied der Kammer. 1854 nahm er als General seinen militärischen Abschied. Er veröffentlichte: »Des cinq grandes puissances de l'Europe dans leurs rapports politiques et militaires avec la Belgique« (Brüssel 1863) und »Mémoires historiques« (das. 1864–65, 2 Bde.). Seine Biographie schrieb Juste (Brüssel 1870).
2) Eugène, Graf, belg. Gelehrter und Politiker, Enkel des vorigen, geb. 10. Aug. 1846, wurde 1890 Mitglied der belgischen Akademie, 1894 Professor der Religionsgeschichte an der Brüsseler Universität und war 1874–78 in der Kammer, 1892–94 und seit 1900 im Senat einer der Führer der liberalen Partei. Er veröffentlichte, außer dem Roman »Partie perdue« (Par. 1877; in flämischer Sprache, Gent 1882) mehrere wertvolle Reiseschilderungen und religionswissenschaftliche, bez. politische Arbeiten. »L'établissement des Cobourgen Portugal« (Par. 1869); »Désarmer ou déchoir« (preisgekrönt, das. 1871); »Sahara et Laponie« (2. Aufl. 1876, mehrfach übersetzt); »Inde et Himalaya, souvenirs de voyage« (das. 1877, 2. Aufl. 1880); »L'évolution religieuse contemporaine chez les Anglais, les Américains et les Hindous« (das. 1884; engl., Lond. 1885); »Introduction à l'histoire générale des religions« (Brüssel 1887); »Histoire religieuse du feu« (Verviers 1887); »La migration des symboles« (Par. 1891; engl., Lond. 1894); »L'idée de Dieu d'apres l'anthropologie et l'histoire« (Brüssel 1892; engl., Lond. 1892); »Ce que l'Inde doit à la Grèce« (Par 1897); »La représentation proportionnelleen Belgique. Histoire d'une réforme« (Brüssel 1900) 1874–90 war G. Chefredakteur der »Revue de Belgique«.