Grüneberg

[462] Grüneberg. Hermann Julius, Industrieller, geb. 11. April 1827 in Stettin, gest. 7. Juni 1894, erlernte die Pharmazie, studierte dann Chemie in Berlin und Paris, stellte während des Krimkriegs in Stettin für den Bedarf des russischen Reiches Kalisalpeter aus Pottasche und Chili- (Natron-) Salpeter dar und errichtete 1858 mit dem Kaufmann Jul. Vorster in Kalk bei Köln eine Fabrik zur Darstellung von Salpeter und 1861 in Staßfurt eine Chlorkaliumfabrik, die rasch zu großer Blüte gedieh. Er verarbeitete auch das Staßfurter Chlorkalium durch Umsetzung mit schwefelsaurer Magnesia auf schwefelsaures Kali und nach einem Verfahren, das dem Leblancschen Sodaprozeß analog ist, auf Pottasche. Dies veranlaßte ihn zur Einrichtung einer Schwefelsäurefabrik in Kalk. Die Einführung der Kalisalze in die Landwirtschaft, in deren Interesse G. mehrere Broschüren über Kalidüngung sowie eine farbige »Düngtafel« 1864–70 veröffentlichte, führte zur Darstellung andrer künstlicher Dungmittel besonders von Superphosphaten in den Kalker Werken, zum Erwerb von Phosphoritgruben an der Lahn sowie zur Darstellung von schwefelsaurem Ammoniak aus Gaswasser. Infolgedessen wurde die Kalker Fabrik zu einem der größten Etablissements der chemischen Großindustrie. In allen Zweigen dieser vielseitigen Industrie war Grünebergs schöpferische Tätigkeit zu gewahren. Er konstruierte einen kontinuierlich arbeitenden Apparat zur Destillation[462] von Gaswasser und ließ mit diesem Apparat die Gaswasser der Städte Köln, Dortmund, Leipzig, Hamburg, Stettin, St. Petersburg, Moskau und Gößnitz verarbeiten. 1891 setzte er ein neues Kaliwerk bei Thiede in Braunschweig in Betrieb.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 462-463.
Lizenz:
Faksimiles:
462 | 463
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika