[238] Pottasche, mehr oder weniger reines kohlensaures Kali K2CO3 (s. d.), wurde früher ausschließlich aus Holzasche, besonders in Rußland, Siebenbürgen, Illyrien, Ungarn und Nordamerika dargestellt. Die Pflanzen nehmen aus dem Boden als Nahrungsstoffe Salze auf, deren Basen in der Pflanze zum Teil an organische Säuren gebunden werden. Diese Salze organischer Säuren werden beim Verbrennen der Pflanzensubstanz in Kohlensäuresalze umgewandelt, und so erklärt sich das Vorkommen von kohlensaurem Kali in der Asche, das in der lebenden Pflanze nicht vorhanden ist. Buchenholzasche enthält:
Die Asche wird ausgelaugt, der Rückstand, wesentlich aus kohlensaurem und phosphorsaurem Kalk bestehend, dient als Dünger und zur Darstellung von grünem Bouteillenglas, die Lauge wird verdampft und die rückständige braune Salzmasse im Flammofen (früher in eisernen Töpfen, Potten, daher der Name) kalziniert, wobei die verunreinigende organische Substanz verbrennt (gebrannte, kalzinierte P., cineres clavellati). 1000 Teile Fichtenholz liefern 0,45, Buchenholz 1,45, Rüster 3,9, Weinrebe 5,5, Sonnenblume 20, Distel 35, Wermut 73 Teile P. Kalzinierte P. ist weiß, grau, gelblich oder (durch Mangangehalt) bläulich, hart, leicht, porös, nicht kristallinisch, sehr hygroskopisch, bis auf 3 Proz. in Wasser löslich. Amerikanische Steinasche wird unter Zusatz von Ätzkalk dargestellt und enthält deshalb Ätzkali. Zur Darstellung der gereinigten P. behandelt man rohe P. mit wenig Wasser, das die schwer löslichen Salze ungelöst läßt, verdampft die geklärte Lösung, läßt kristallisieren und entwässert die von der Mutterlauge getrennten Kristalle von kohlensaurem Kali durch Erhitzen im eisernen Kessel (Perlasche). Auch aus der Schlempe von auf Spiritus verarbeiteter Rübenmelasse und an Orten mit großen Wollwäschereien aus Wollschweiß, der stearin-, palmitin-, öl- und benzoesaures Kali enthält, wird P. dargestellt. Als Nebenprodukte erhält man durch trockne Destillation des Verdampfungsrückstandes der Schlempe Ammoniaksalze, Trimethylamin, Methylalkohol und Heizgase und bei Wollschweiß Ammoniak und Leuchtgas.
Alle diese Methoden der Pottaschegewinnung haben an Bedeutung verloren, seitdem man die Staßfurter Kalisalze auf P. (mineralische P.) verarbeitet. Man erhitzt schwefelsaures Kali entsprechend dem Leblancschen Prozeß der Sodafabrikation mit kohlensaurem Kalk und Kohle im Flammofen und verarbeitet die Schmelze weiter wie Rohsoda (s. Soda). Das erhaltene Produkt wird durch Lösen in Wasser, Klären der Lauge, Verdampfen und Kalzinieren raffiniert. Man behandelt auch eine Lösung von Chlorkalium, die kohlensaure Magnesia enthält, mit Kohlensäure, wobei Chlormagnesium und schwer lösliches Magnesiumkaliumbikarbonat MgKH(CO3)2 (Prechts Doppelsalz) entstehen, wäscht letzteres mit einer Lösung von Magnesiumbikarbonat und zersetzt es durch Erhitzen mit Wasser auf 140°. Dabei scheiden sich kohlensaure Magnesia und Kohlensäure ab, die von neuem benutzt werden, während kohlensaures Kali gelöst bleibt. Man mischt ferner bei 0° gesättigte Lösungen von schwefelsaurem Kali und kohlensaurem Natron, kühlt auf -6° ab, wobei sich schwefelsaures Natron ausscheidet, sättigt die Mutterlauge, die kohlensaures Kali enthält, wieder mit schwefelsaurem Kali und kohlensaurem Natron und wiederholt das Verfahren, bis die Mutterlauge genügend angereichert ist. Auch auf elektrolytischem Wege wird P. dargestellt: man taucht die Anode in Chlorkaliumlösung und die Kathode in Lösung von kohlensaurem Kali. Der erstern wird kontinuierlich frische Kaliumchloridlösung zugeführt, während an der Kathode Kohlensäure eingeleitet wird. An der Anode entweicht Chlor.
Die nach den alten Verfahren hergestellte rohe P. enthält 7090 Proz. kohlensaures Kali neben schwefelsaurem Kali, Chlorkalium und kohlensaurem Natron. Die Mineralpottasche enthält über 97 Proz. kohlensaures Kali. Man benutzt P. zur Darstellung von Schmierseifen, in der Glasfabrikation, in der Färberei, Bleicherei, Wollwäscherei, zur Darstellung von Cyankalium, Ferrocyankalium und andern Kalisalzen, in der Konditorei und Schnupftabakfabrikation. 1864 führte Rußland 11,000, Nordamerika 1900 Ton. P. 1873 jenes noch 5000, dieses 388 T. aus. 1874 betrug die Produktion von P. aus Holzasche etwa 20,000, Rübenasche 12,000, Wollschweißasche 1000, von Mineralpottasche 15,000 T. Seitdem hat die Darstellung von Rübenasche beinahe vollständig aufgehört, während aber Deutschland damals etwa 7000 T. Mineralpottasche fabrizierte, betrug die Produktion 1891 schon 23,000 T. Deutschland führte 1904: 19,533 dz P. ein und 107,765 dz aus.
P. scheint in alten Zeiten bekannt gewesen zu sein, wenigstens wurde Holzasche sehr früh zur Bereitung von Lauge benutzt. Die aus Holzasche dargestellte P. war bis in die neueste Zeit allein gebräuchlich. Dubrunfaut stellte 1838 P. aus Rübenmelasse in Frankreich, Varnhagen 1840 in Mucrena her. 1859 nahmen Maumenet und Rogelet ein Patent auf Darstellung von P. aus Wollschweiß, und 1861 begann Grüneberg den Leblancschen Prozeß auf Kaliumsulfat anzuwenden, das bei der Verarbeitung von Rübenmelasse und Wollschweiß als Nebenprodukt gewonnen wurde. Seitdem man dies Verfahren auf das Staßfurter Chlorkalium und Kaliumsulfat ausgedehnt hat, produziert Deutschland die meiste P. aus Staßfurter Kalisalzen. Vgl. Lunge, Taschenbuch für die Soda-, Pottasche- und Ammoniakfabrikation (3. Aufl., Berl. 1900).[238]