[449] Höhenrauch (Heerrauch, Hehrrauch, Herauch, Haarrauch [»Haaren« heißen in einigen Gegenden Anhöhen in der Nähe von Mooren], auch Heiderauch, Land-, Moor-, Sonnenrauch), eine Trübung der Atmosphäre, die während des Höhenrauches in der Regel sehr trocken ist und von einem rauchartigen, bläulichgrauen Dunst durchzogen wird, wodurch die Ferne nebelförmig verschleiert wird. Bei größerer Stärke der Trübung erscheint die Sonne strahlenlos, als eine gelblichrote, rötliche oder bräunlichrote Scheibe. Derartige Erscheinungen sind vielfach beobachtet, besonders 1783, wo sich diese Trübung zuerst vereinzelt, vom 18. Juni an in dem größten Teil Europas, ja bis nach Asien und Afrika hin zeigte und erst gegen Ende September vollständig verschwunden war. Am häufigsten treten diese Trübungen in Nordwestdeutschland und in Holland auf und zwar im Mai, Juni und Juli; sie erstrecken sich aber auch auf die anstoßenden Länder, und in allen Erdteilen ist das Phänomen zeitweise beobachtet worden. Ebenso wie der H. des Jahres 1783 aus den großartigen vulkanischen Ausbrüchen in Kalabrien und Island erklärt wird, erscheint der in Nordwestdeutschland auftretende H. meist als Folge des Moorbrennens. Wird auf den Mooren stark gebrannt, so ist gegen Mittag der Rauch an der Erde häufig so dicht, daß man in einer Entfernung von 100 Schritt keinen Gegenstand mehr erkennen kann. Da das Moorbrennen nur bei heiterm Wetter stattfindet und dann meist nördliche Winde herrschen, wird der Rauch weit nach Süden fortgetrieben. Daß H. und Moorrauch meist identisch sind, kann zunächst aus ihrer Gleichartigkeit in bezug auf Geruch, Schwächung der Sonnenstrahlen und Färbung der Sonnenscheibe geschlossen werden sowie aus dem häufigern Auftreten des Höhenrauchs in Gegenden, die den Hauptmooren näher liegen, als in solchen, die entfernter von ihnen sind; sodann kann man den H. mit der Windrichtung verfolgen und beobachten, wie er in größern Entfernungen immer später auftritt. H. wird auch durch zufällig entstehende Moor- und Waldbrände erzeugt. Der Rauch erregt die Geruchsorgane durch seinen brenzlig-bituminösen, etwas stechenden Geruch. Eine schädliche Wirkung des Höhenrauches ist nicht konstatiert. Bisweilen ist aber der H. eine rein optische Trübung, s. den Abschnitt »Durchsichtigkeit« im Art. »Atmosphäre«. Vgl. Müttrich, Entstehung und Verbreitung des Höhenrauchs sowie über den Einfluß desselben auf Gewitter, Niederschläge, Winde und Temperatur und über die der Landwirtschaft erwachsenden Schäden (im »Archiv des Deutschen Landwirtschaftrats«, 1882). Vgl. auch Moor.