Phänomēn

[759] Phänomēn (Phainomenon, griech.), »Erscheinung«, ursprünglich nur für Lufterscheinungen gebraucht, dann aber von den Philosophen, besonders den Skeptikern, auf die Metaphysik übertragen und in bezug auf das, was den Sinnen erscheint, im Gegensatz zu dem nur mit Gedanken Erfaßten (Noumenon) angewendet. Diese Bedeutung des Wortes bestimmte Kant dahin, daß P. die erfahrungsmäßige Erscheinung, d.h. das in Raum und Zeit wahrnehmbare Mannigfaltige, bezeichnet, wie es für unser Wahrnehmungsvermögen sich gestaltet, gegenüber den Dingen an sich, die als solche nicht erscheinen, sondern bloß von uns als das den Phänomenen zugrunde Liegende gedacht werden. Phänomenologie ist die Lehre von den Erscheinungen, wie Hegel eine Phänomenologie des Geistes schrieb als Darstellung von den Erscheinungsweisen des Geistes in seiner stufenweisen Herausbildung, E. v. Hartmann eine Phänomenologie des sittlichen Bewußtseins etc.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 759.
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