[672] Hamâm (arab., richtiger Hammâm), das Bad in der Türkei und allen muslimischen Ländern; eigentlich ein Schwitzbad, das unterirdisch geheizt ist. Nachdem man sich in dem großen Auskleideraum (arab. maschlach, persisch-türk. dschâmegân) entkleidet hat, begibt man sich, mit einem Tuch um die Hüften, auf hölzernen Sandalen (arab. kabkâb, türk. nalyn) in den ersten erwärmten Raum (arab. beit el awwal, türk. soukluk) und nach einigen Minuten Verweilens in den eigentlichen Bade- oder Schwitzraum (halwet oder havâra), einen großen Saal (40° R.). An den Wänden des Saales und in den anstoßenden Seitengemächern (arab. maghtas) sind marmorne Wasserbecken mit Hähnen (arab. hanafîje, türk. musluk) für warmes und kaltes Wasser angebracht. An diesen Bassins wird der Körper vom Badediener (dellâk, auch abûkîs oder abû sabûn, d. h. Beutel- oder Seifenmann) erst geknetet, dann mit einem rauhen Filzhandschuh (kîs) abgerieben und gründlich eingeseift. Diese Bäder sind unter gleicher Benennung oder als Turkish baths auch in England eingeführt worden. Die schönsten und luxuriösesten Hamâms sind in Konstantinopel anzutreffen und dort das Werk frommer Stiftungen. H. parassi, Trinkgeld, eigentlich Badegeld. Hamâmdschi, Aufseher oder Inhaber eines Bades. Das Wort H. (»Warmbad«) findet sich auch häufig vor arabischen Ortsnamen, zur Bezeichnung von Lokalitäten, in deren Nähe sich warme Quellen befinden (z. B. H.-Meskutin in Algerien). Vgl. Vambéry, Sittenbilder aus dem Morgenland (Berl. 1876).
Meyers-1905: Hamam Meskutin · Hamam Birra