Hunan

[642] Hunan (»südlich vom See«, d. h. vom Tungting), Provinz des mittlern China, zwischen Hupé, Kiangsi, Kwangtung, Kwangsi und Kweitschou, 216,000 qkm groß mit 15–20 Mill. Einw. Die Provinz ist durchweg Hügelland, nur im N. breitet sich eine Ebene aus um den etwa 5000 qkm großen Tungtingsee, in den von W. her der Yuënkiang und im S. der Siangkiang mit dem Lokiang münden, die vereinigt im N. den See bei Yotschou verlassen und 10 km unterhalb in den Yangtsekiang münden. Der fruchtbare Boden, der aber bisweilen unter Dürre zu leiden hat, erzeugt Getreide, Reis, Orangen, Zitronen in Fülle, den besten Tee Chinas, besonders auf der Insel Kinschan im Tungtingsee, Baumwolle, Kampfer. Auf den Gipfeln der Berge finden sich noch wertvolle Waldungen, ein großer Teil der Provinz ist aber gänzlich holzarm. Vieh- und Bienenzucht sind wichtig, desgleichen Jagd und Fischfang. Die meisten Berge enthalten angeblich Gold und Silber, deren Gewinnung indes nicht gestattet ist, nur der Goldsand der Flüsse wird spärlich ausgebeutet. Außerdem sind reiche Kohlenlager vorhanden, deren Ausdehnung auf 56,000 qkm geschätzt wird (jährliche Ausbeute 600,000 Ton.), Eisen, woraus man guten Stahl bereitet, Kupfer, Zinn, Blei, Zinnober, Bergkristalle u. a. Baumwollenstoffe, Papier und allerlei Gegenstände aus Stahl und Bambus sind die Haupterzeugnisse des Gewerbfleißes. H. gilt für eine der Kornkammern Chinas und führt namentlich Reis und andres Getreide nach Peking, Tee ins Ausland aus. Hauptstadt ist Tschangscha (s. d.), andre wichtige Orte sind Tschangtö und Tschingtschou am Yuënkiang. Paoking am Lokiang, Siangtan (s. d.), Höngtschou und Yungtschou am Siangkiang, Yotschou (s. oben), seit 1898 Freihandelshafen. Katholische Missionare wirken hier seit alter Zeit, protestantische in neuerer Zeit mit Erfolg. Vgl. F. v. Richthofen, China (Bd. 1 u. 2, Berl. 1877–82) und dessen »Letters on China 1870–1871« (Schanghai 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 642.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: