Impressionisten

[782] Impressionisten (auch Intentionisten), die Vertreter einer Richtung der französischen Malerei, die in den 60er Jahren des 19. Jahrh. zuerst aufgetaucht ist. Im Gegensatz zu der geschichtlichen Überlieferung der Malerei und den Gewohnheiten des Ateliers wollen die I. die unbedingte Rückkehr zur Natur. Ihr Streben ist darauf gerichtet, den Eindruck[782] (l'impression) festzuhalten, den die farbige Oberfläche eines Gegenstandes auf das Auge übt, und alle verschwimmenden und verschwebenden Töne wiederzugeben, welche die Luft zu verschiedenen Tageszeiten unter dem Einfluß des wechselnden Lichtes annimmt. Die I. sehen die Natur wie jemand, der die Augen halb schließt oder mit den Augen zwinkert oder kurzsichtig ist. Die Konturen verschwimmen, und nur das Licht und die Töne bleiben. Ein zweiter ihrer Grundsätze ist das Malen in freier Luft (en plein air). Das Studium der Figuren im Atelier hat die Malerei nach ihrer Ansicht bislang auf eine falsche Fährte geführt. weil eine Figur im geschlossenen Lichte des Ateliers einen ganz andern Eindruck macht als im zerstreuten Lichte der freien Natur. Im Gegensatz zu der traditionellen Asphaltmalerei streben sie nach den lichten, hellen Tönen, wie sie die Natur in Wirklichkeit bietet. Dieser Teil ihrer Lehre hat nicht nur die zahlreichsten Anhänger gefunden, sondern auch eine vollständige Umwälzung in der französischen Malerei hervorgerufen. Wie die I. sich auf Corot, Courbet und Manet, der in dem letzten Jahrzehnt seiner Tätigkeit selbst Impressionist gewesen ist, stützen, so hat sich die Schule der modernen französischen und deutschen Naturalisten, an deren Spitze der früh verstorbenene Bastien-Lepage und L' Hermitte in Frankreich, F. v. Uhde und M. Liebermann in Deutschland stehen, aus den I. entwickelt. Wegen ihrer Formlosigkeit und Skizzenhaftigkeit und wegen der Geschmacklosigkeit oder, wie sie selbst sagen, »Aufrichtigkeit« (sincérité), mit der sie die im schärfsten Kontrast stehenden, wenn auch in der Natur wirklich vorkommenden Töne unvermittelt nebeneinander setzen, wurden sie viel verspottet. Aber das Wahre in ihrer Richtung ist in Frankreich schnell zur Anerkennung gelangt und hat sich auch in Deutschland und in Schottland Bahn gebrochen, wo sich in Glasgow eine neue Schule von I. (meist Landschaftsmalern) gebildet hat. Die bedeutendsten unter den ersten französischen I. sind außer Manet: Claude Monet, Pissarro, Renoir, Bertha Morisot, Sisley, Degas, Caillebotte und Boudin. Vgl. Duranty, La nouvelle peinture (Par. 1876); Th. Duret, Les peintres impressionistes (das. 1878); Lecomte, L'art impressioniste (das. 1892); A. Rosenberg, Geschichte der modernen Kunst, Bd. 1, S. 331–339 (2. Ausg., Leipz. 1894); Muther, Geschichte der Malerei im 19. Jahrhundert, Bd. 2, S. 610–646 (Münch. 1893); Mauclair, L'impressionisme, son histoire, son ésthetique, ses maîtres (Par. 1903); Heilbut, Die I. (Berl. 1903); Meier-Gräfe, Der moderne Impressionismus (das. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 782-783.
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