[868] Inselfauna, die Gesamtheit der auf den Inseln lebenden Tierwelt. Die I. trägt einen verschiedenen Charakter, je nachdem es sich um Kontinentalinseln oder ozeanische Inseln handelt. Bei den Kontinentalinseln, die losgelöste Teile eines Festlandes sind, von dem sie im Laufe geologischer Perioden infolge Bodensenkungen durch das Meer getrennt wurden, bildet die Tierwelt einen Teil der Fauna des zugehörigen Festlandes; ist die Trennung schon vor sehr langer Zeit erfolgt, so kann es auf den losgetrennten Inseln und unter diesen selbst, sogar auf nächst benachbarten Inseln im Laufe der Zeit zur Bildung bestimmter Rassen und selbst neuer Arten gekommen sein, aber die Verwandtschaft mit der Fauna des Mutterlandes bleibt gewahrt und wird nur wenig durch gelegentliche Beimischungen infolge von Verschleppungen beeinflußt. Hat die Tierwelt des Mutterlandes im Laufe der Zeiten sich verändert, während die Fauna der abgetrennten Inseln diesen Veränderungen durch ihre Isoliertheit entgangen ist, so entsteht auf den Kontinentalinseln eine charakteristische I. von oft altertümlichem Gepräge. Treffendes Beispiel hierfür ist unter anderm die Rieseninsel Madagaskar mit den Komoren, Maskarenen und Seschellen, denen eine ganz eigenartige, z. T. auf weit zurückliegende Verbindungen mit Ländern der südlichen Hemisphäre hinweisende, mit der Fauna des nahe benachbarten Afrika aber nur geringe Verwandtschaft zeigende Tierwelt zukommt. Die Galapagosinseln, die kontinentalen Ursprungs sind und mit dem amerikanischen Festland in Verbindung gestanden haben, bieten ein gutes Beispiel von Rassenbildung der Tierwelt infolge insularer Abgeschiedenheit, indem jede einzelne Insel ihre besondere Rasse der für die Galapagos charakteristischen riesigen Landschildkröten besitzt. Im Gegensatz zu den Kontinentalinseln wurden die Inseln vulkanischer Natur oder Koralleninseln erst durch Zuwanderung größerer fliegender Tiere, Fledermäuse, Vögel, oder durch passive Wanderung mittels Meeresströmungen, Wind oder Verschleppung durch den Menschen besiedelt. Indem auf diese Weise die ozeanischen Inseln von verschiedenen Richtungen her bevölkert werden können, zeigt ihre Tierwelt keinen einheitlichen Charakter, sondern stellt ein Gemisch verschiedener faunistischer Herkunft dar. Die Entscheidung der faunistischen Zugehörigkeit solcher Inseln pflegt daher recht schwierig zu sein. Beispiele für die I. ozeanischer Inseln liefern unter anderm die Azoren, Kanaren und Kapverdischen Inseln; trotz der größern Nähe Afrikas enthält die Fauna dieser Inseln außer afrikanischen Formen eine starke Beimischung europäischer Formen, und außerdem besitzt eine jede dieser Inselgruppen eine größere Anzahl ihr eigentümlicher, im Laufe der Zeit entstandener Arten. Größere Säugetiere, Süßwasserfische (soweit diese überhaupt vorhanden), kurz alle Tiere, bei denen aktive oder passive Wanderung und Verschleppung so ziemlich ausgeschlossen sind, finden sich nur auf den kontinentalen Inseln. Durch den Menschen gelangen auf die entferntesten Inseln besonders Ratten und Mäuse, von Reptilien die Geckos und von Insekten hauptsächlich die Hausinsekten, wie Stubenfliege u. a., durch den Handelsverkehr, besonders mit Holz, aber auch oft andre Tiere, Skorpione, Spinnen, Eidechsen etc., aus weit entfernten Ländern; durch die Strömungen werden schwimmende Gegenstände, wie Hölzer, oft aus weiter Ferne zu ben Inseln geführt und mit ihnen besonders Insekten im Ei und Puppenstadium; durch Stürme werden fliegende Insekten an die Inseln verschlagen, aber auch Vögel, soweit diese nicht freiwillig, auf dem Zuge dahin gelangen, und Fledermäuse. Durch Vögel werden häufig Süßwasserbewohner verschleppt, deren Eier in Dauerkeimen sich den Federn der Schwimmvögel anheften oder mit Kotballen am Fuße hängen bleiben. Als eine Eigentümlichkeit vieler Glieder der I. ist das Verkümmern der Flügel zu erwähnen, wie dies sowohl bei den ausgestorbenen Vögeln von Mauritius (Dronte) und Rodriguez als auch besonders von vielen Insekten bekannt ist.