Jerrold

[231] Jerrold (spr. dschérrŏld), 1) Douglas, engl. Humorist und dramatischer Schriftsteller, geb. 3. Jan. 1803 in London, gest. daselbst 8. Juni 1857, war Sohn eines Schauspieldirektors, ging aus Neigung für das Seewesen als Midshipman an Bord eines Kriegsschiffs, verließ aber bald den Marinedienst und widmete sich in London der Schriftstellerei. Durchschlagenden Erfolg hatte er mit der Komödie »Blackeyed Susan«, und nun ließ er in schneller Folge Lustspiele, Schwänke und Melodramen erscheinen. Am »Punch« nahm er hervorragenden Anteil; seine »Mrs. Caudle's curtain-lectures« (vielmals aufgelegt; deutsch von Gerstäcker: »Madame Kaudels Gardinenpredigten«, 8. Aufl., Leipz. 1879) und die »Story of a feather« erschienen zuerst in diesem Witzblatt. Auch redigierte er das »Illustrated magazine«, das seine »Chronicles of Clovernook« enthält (gesammelt, Lond. 1846), und »Douglas Jerrold's Shilling Magazine«, für das er unter anderm die Erzählung »St. Giles and St. James« schrieb. In Zeitschriften erschienen auch zuerst seine »Men of character« (1838, 3 Bde.; deutsch von Ölckers, Leipz. 1867, 2 Bde.) und »Punch's letters to his son« (1843). Von seinen Bühnenstücken haben mehrere, wie »Black-eyed Susan«, [231] »The rent day«, »Time works wonders«, »The bubble of the day« und »Retired from business«, einen bleibenden Wert. Mit Eifer wirkte er am Gedeihen der von Bulwer und Dickens gestifteten Literary Guild mit. Eine vollständige Sammlung seiner Werke erschien London 1851–54, 8 Bde. Sein Leben beschrieb sein Sohn William Blanchard J. (»The life and remains of Douglas J.«; 1859, 2. Aufl. 1869).

2) William Blanchard, engl. Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 1826 in London, gest. 9. März 1884, machte Kunststudien, lieferte frühzeitig Illustrationen zu Artikeln seines Vaters im »Illuminated Magazine« und machte sich literarisch bekannt durch Erzählungen und Lustspiele, von denen sich »As cool as a cucumber« (1850) auf der Bühne erhalten hat. Nach einer 1852 unternommenen Reise nach Schweden gab er »A brage beaker with the Swedes« (1854) heraus, worauf 1855 das Buch »Imperial Paris« folgte. Von nun ab trat er für seine Idee einer Verbindung der Demokratie und volkstümlichen Monarchie (Imperialismus) in dem »Lloyd's Weekly Newspaper«, dessen Redaktion er nach dem Tode seines Vaters übernahm, mit Erfolg ein. Er gab die Biographie und den Nachlaß seines Vaters heraus (s. oben). 1863 studierte er die Pariser Armenverwaltung und gewann so die Anregung zum Roman »The children of Lutetia« (1864) und zu verschiedenen Reiseschriften, wie: »At home in Paris« (1864 u. ö.), »On the boulevards« (1867), »Paris for the English« (3. Aufl. 1868) etc. Nach einer Reihe von Romanen folgte ein ausführliches »Life of Napoleon III.« (1875–82, 4 Bde.), wofür er von der kaiserlichen Familie mit Material unterstützt wurde; ferner: »London, a pilgrimage« (mit Illustrationen von G. Doré, 1872); »The life of George Cruikshank« (1882, 2 Bde.) und »Life of Gustav Doré« (mit Bildern von Doré, 1891). Auch gab er unter dem Namen Fin-B ec seit 1867 »The Epicure's year-book« heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 231-232.
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