[279] Johann von Salisbury (spr. ßaolsbörī, Johannes Saresberiensis), engl. Geschichtschreiber des Mittelalters, geb. um 1120 in Salisbury (oder dort erzogen), gest. 25. Okt. wahrscheinlich 1180, studierte in Paris und Chartres unter Abälard und Gilbert und begleitete 1148 Papst Eugen III. nach Italien. 1153 oder 1154 nach England zurückgekehrt, trat er in den Dienst des Erzbischofs von Canterbury. Nach dem Zerwürfnis des Erzbischofs Thomas Becket, dem er sehr nahe stand, mit Heinrich II. flüchtete er nach Frankreich, kehrte erst 1170 mit Becket zurück und beschrieb nach dessen Ermordung sein Leben. Er wurde um 1174 Thesaurar des Kapitels in Exeter, 1176 aber zum Bischof von Chartres erwählt. J. war ein liebenswürdiger, sein gebildeter Prälat, kenntnisreich und aufgeklärt, als Philosoph und Theolog, als Jurist und Historiker von den Zeitgenossen gefeiert. Sein »Metalogicus«, in dem er den toten Formalismus der Scholastik scharf rügt, und sein »Polycraticus«, eine kirchlich-politische Ethik, bezeugen seine auf dem Studium des Altertums begründete Geistesbildung (Auszüge aus beiden hrsg. von R. Pauli in »Monumenta Germaniae historica«, Bd. 27). Seine Briefe sind eine wichtige Quelle für die Geschichte seiner Zeit. Auch die neuerdings aufgefundene »Historia pontificalis« (hrsg. von W. Arndt in »Monumenta Germaniae historica«, Bd. 20), eine Geschichte Papst Eugens III. bis 1152, 1164 abgefaßt, wird ihm mit größter Wahrscheinlichkeit zugeschrieben. Seine Werke sind herausgegeben von Giles (Oxf. 184748, 5 Bde.). Vgl. Reuter, Johannes von S. (Berl. 1842); Schaarschmidt, Joh. Saresberiensis (Leipz. 1862); Demimuid, Jean de Salisbury (Par. 1873); Gennrich, Die Staats- und Kirchenlehre Johanns von Salisbury (Gotha 1894).