Knjäs

[175] Knjäs (Knäs, russ. Knjas, serb. Knes), ein in wechselnder Bedeutung durch den ganzen slawischen Volksstamm verbreitetes Wort, eigentlich »Herr, Befehlender«. In Rußland bezeichnet K. den hohen Adel, dem deutschen »Fürst« entsprechend. Es gibt drei Klassen von Knjasen: russische, litauische und Knjase tatarischer Abstammung. Die russischen leiten ihren Ursprung von den alten russischen Fürstenfamilien her, die vor ihrer Unterjochung durch die Großfürsten, besonders durch Iwan III. Wassiljewitsch, die einzelnen Provinzen Rußlands beherrschten und sämtlich zum Haus Rurik (deshalb »Rúrikowitschi« genannt) gehörten. Die litauischen Knjase stammen von den alten litauischen Großfürsten, insbes. von Gedimin, dem Begründer des litauischen Staatswesens; sie führen noch heute das litauische Wappen mit einigen Zusätzen. Die dritte, sehr zahlreiche Klasse der Knjase bilden teils solche, die von ehemals wirklich regierenden tatarischen Chanen abstammen, teils solche, deren Vorfahren nur gewöhnliche Adlige (Mursa) waren, von der russischen Regierung aber den Titel K. erhielten. Das Prädikat der russischen Fürsten ist Erlaucht (ssijátelstwo); einigen ist der Titel Durchlaucht (swâtlost) besonders verliehen. Durch Ukas vom 14. Juli 1886 werden zu »Fürsten kaiserlichen Geblüts« die Urenkel des Zaren. Bei den Serben bedeutet Knes bald »Fürst«, bald »Graf«, weshalb der Fürst von Montenegro noch jetzt diesen Titel führt. Es bezeichnet aber auch häufig den Ortsrichter oder Schulzen einer Dorfgemeinde, so namentlich in Dalmatien und in der ehemaligen Republik Poglizza, deren Regent sich Veliki Knez (Großgraf) nannte. In der Walachei hießen im 13. Jahrh. die Lehnsherrschaften Knezate und die Herren derselben Kneze.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 175.
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