Krippe [2]

[700] Krippe (franz. Crèche, ital. Presepio), ursprünglich wohl soviel wie Hürde, Stall, wie noch jetzt der erhöhte Futtertrog für Pferde etc. so bezeichnet wird (s. Stall); dann übertragen die bildliche Darstellung der Geburt Christi im Stall zu Bethlehem mit den Figuren der Maria und des Joseph, der anbetenden Hirten, mit Ochs und Esel, meist in Holz geschnitzt oder aus Pappe gefertigt. Seitdem der heil. Franziskus 1223 zur Feier des Weihnachtsfestes die erste K. errichtete, hat sich die fromme Gewohnheit, zur Weihnachtszeit Krippen (auch Präsepien genannt) zu bauen, in allen katholischen Ländern verbreitet und drang aus den Kirchen auch in die Familie ein. Anfangs ebenso ausschließlich konfessionelles Kennzeichen der Katholiken wie bei den Protestanten der Christbaum, fängt in neuester Zeit die K. an, sich zur Unterhaltung der Kinder auch in protestantischen Kreisen einzubürgern, während umgekehrt der Christbaum auch bei den Katholiken mehr und mehr Eingang findet. Über die engere Darstellung des Stalles in Bethlehem sind die Krippen allmählich zu umfangreichen Bildwerken mit Hunderten von Figuren in weiten Landschaften mit kunstvollen Bauten hinausgewachsen, die zum Teil wegen ihrer phantasievollen Komposition und ihrer Ausführung auch von künstlerischer Bedeutung sind. Eine reiche Sammlung von Krippen (von Schmederer) besitzt das bayrische Nationalmuseum in München (vgl. darüber Hager, Die Weihnachtskrippe, Münch. 1901, illustriert). – Mit dem Wort K. (Crèche) bezeichnet man außerdem Warteanstalten für kleine Kinder armer Mütter (s. Kleinkinderschulen). – Im Wasserbau heißt K. ein zum Schutz von Ufern oder Brückenpfeilern dienendes, aus eingetriebenen Pflöcken und Ruten bestehendes Flechtwerk; auch die Bühnen (s. d.) werden an manchen Orten Krippen oder Kribben genannt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 700.
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