[809] Kunstausstellungen, öffentliche Ausstellungen von Werken der bildenden und graphischen Künste, insbes. von Werken der Plastik, Malerei, von Zeichnungen, Aquarellen, Kupfer- und Stahlstichen, Lithographien, Holzschnitten etc., denen seit dem neuen Aufschwung des Kunstgewerbes auch Werke der Kleinkunst hinzugefügt werden. Die K. sind mehrfacher Art; entweder werden sie periodisch von Akademien und Kunstschulen, oder von Kunstvereinen, oder von Künstlerkorporationen, oder auch von einzelnen Privatunternehmern veranstaltet, in welch letzterm Fall sie dann als »permanente Ausstellungen« mehr den Zwecken des Kunsthandels dienen. Zwar haben alle diese Arten von K. den Zweck, eine Vermittelung zwischen dem Künstler und dem kunstliebenden Publikum, also einen Markt zwischen Produktion und Konsumtion in Sachen der Kunst, zu bilden; allein die von Akademien und Künstlergenossenschaften veranstalteten Ausstellungen haben daneben noch den höhern Zweck, ein Gesamtbild der künstlerischen Produktion nicht nur rücksichtlich der Qualität überhaupt, sondern auch in bezug auf die besondern Richtungen, die sich in dem Kunstgeschmack und in der Kunstausübung naturgemäß entwickeln, darzustellen und damit auf die Geschmacksbildung zunächst des Publikums, sodann auch der Künstler selbst hinzuwirken. Die Kunstvereine (s. d.) haben sich meist zu Ausstellungszyklen verbunden, indem mehrere Vereine eine Ausstellung zusammenbringen, die nach einer bestimmten Reihenfolge in jeder Vereinsstadt mehrere Wochen lang stattfindet. Als die erste Kunstausstellung in größerm Umfang ist die zu Paris 1763 von der Ecole des beaux-arts eröffnete bekannt. Seitdem hat der Pariser Salon die Bedeutung einer internationalen Kunstausstellung erhalten. Sie wird von der Société des artistes français veranstaltet, von der sich seit 1890 die Société nationale des beaux-arts abzweigte. Beider Ausstellungen finden seit 1901 in dem aus Anlaß der Weltausstellung[809] von 1900 erbauten Grand und Petit Palais des Beaux-Arts statt. Ihr zunächst kommt die Ausstellung der Berliner Kunstakademie, die seit 1786 aller zwei Jahre, von 187684 alljährlich stattfand und 1886 als Jubiläumsausstellung einen internationalen Charakter annahm. 1891 veranstaltete der Verein Berliner Künstler zu seinem 50jährigen Jubiläum eine internationale Kunstausstellung. Seit 1893 werden die großen Berliner Jahreskunstausstellungen gemeinsam von der Akademie und dem Verein Berliner Künstler im Landeskunstausstellungsgebäude veranstaltet. Unabhängig davon veranstaltet seit 1899 die Berliner »Sezession« K. im eignen Gebäude in Charlottenburg. Auch die Akademien in London, Wien, Dresden, Düsseldorf etc. veranstalten K. In Dresden finden in einem 1895 erbauten Ausstellungsgebäude abwechselnd internationale und nationale K. statt. Seit 1902 besitzt auch Düsseldorf ein monumentales Kunstausstellungsgebäude, in dem Ausstellungen alter und neuer Kunst stattfinden. Besondere Wichtigkeit hatten die große historische Kunstausstellung (1858), die internationalen Ausstellungen in München (1869, 1879 und 1883), die internationale Ausstellung in Wien (1882), die Kunst- und Kunstgewerbeausstellung in München (1876) und die historische Ausstellung in Manchester (1860). Auch bei den großen Weltausstellungen in London (1851), New York (1853), Paris (1855, 1867, 1878, 1889 u. 1900), Wien (1873), Philadelphia (1876), Amsterdam (1883), Antwerpen (1884), Chicago (1893) sowie bei den meisten Landes- und Provinzialausstellungen waren die bildenden Künste vertreten. In München veranstaltet die Künstlergenossenschaft seit 1888 internationale Jahresausstellungen im Glaspalast. Von ihr hat sich 1892 eine Anzahl Künstler getrennt und zu einem »Verein bildender Künstler Münchens« (Sezession) verbunden, der seit 1893 ebenfalls internationale K. (jetzt im königlichen Kunstausstellungsgebäude) veranstaltet.