Läufer [1]

[242] Läufer, Bedienstete, die sonst vor den Wagen- oder Reitpferden vornehmer Herrschaften herliefen, um freie Bahn zu schaffen. Gewöhnlich waren sie in gelbes, reich mit Treffen besetztes Zeug gekleidet und trugen einen langen Stock mit Quasten und verziertem Knopf. Die aus dem Orient stammende und dort noch bestehende, auch meist notwendige Sitte, L. vor den Galawagen herrennen zu lassen, nahm nach der französischen Revolution sehr ab und erhielt sich nur noch hier und da bei festlichen Gelegenheiten, namentlich in Wien, wo die in Diensten des Hofes und vornehmer Familien stehenden L. lange Zeit eine besondere Zunft bildeten und bis 1848 alljährlich 1. Mai einen Wettlauf im Prater anstellen mußten.[242] Die Produktion der Schnelläufer, die sich für Geld sehen lassen und sich mehr durch Ausdauer als speziell durch Schnelligkeit im Laufen auszeichnen, ist in neuerer Zeit wieder mehr in Aufnahme gekommen und hier und da selbst zu einer Art Sport geworden (Distanzläufer). Unter den Schnellläufern der neuern Zeit haben sich der Norweger Mensen Ernst und der Berliner Fritz Käpernick (gest. 1887) besonders hervorgetan. Eine Übersicht der Höchstleistungen s. Leibesübungen. Zur Landsknechtzeit waren L. soviel wie die »verlornen Knechte« (vgl. Fechtart, S. 369, und Landsknechte).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 242-243.
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