[777] Sport (engl., »Spiel, Belustigung«), im Freien ausgeführte Tätigkeit zur Förderung der körperlichen Leistungen, verbunden mit dem ehrgeizigen Bestreben, auf einem bestimmten Gebiet Hervorragendes zu leisten. Dieser Begriff war dem Altertum (Kampfspiele der Griechen) und dem Mittelalter (Turniere) nicht unbekannt. Der neuesten Zeit aber war es vorbehalten, den S. nach allen Richtungen hin auszubilden.[777] Dies geschah zuerst in England, dann folgten besonders die Vereinigten Staaten und erst später in größerm oder geringerm Maße das europäische Festland. Zugleich erweiterte sich der Begriff dahin, daß man unter S. auch Tätigkeiten verstand, bei denen nicht bloß der Körper, sondern auch der Geist seine Rechnung findet. Man unterscheidet: 1) die mehr gesundheitlichen Zwecken dienenden, im wesentlichen bloß Kraft erfordernden, bez. die Körperkraft fördernden Sportarten, so die Mehrzahl der Turnübungen, das Rudern, das Fahren mit Dreirädern, das Gehen, Laufen etc.; 2) die Sportarten, die Kraft und Geschicklichkeit zugleich verlangen, bez. fördern helfen: Schlittschuhlaufen und andre Formen des Wintersports, wie Schneeschuhlaufen etc. und Schwimmen, die höhern Turnübungen, das Fechten, Boxen, das Fahren mit Zweirädern, das gewöhnliche Reiten, die Jagd auf wehrlose Tiere, die Angel- und Netzfischerei auf Binnengewässern, Kricket, Fußball, Lawn-Tennis, das Schießen; 3) endlich die Sportarten, deren Ausübung Kraft und Geschick erfordert und mit einer gewissen Gefahr verbunden ist, die mit Hilfe dieses Geschickes abgewendet werden soll: die Jagd auf wilde, wehrhafte Tiere, Parforcejagd und Pferderennen, der Bergsport (alpiner S.), die Fischerei auf hoher See und vor allen der Segelsport, der bei den Engländern für den Inbegriff des Sportlichen gilt. Die Sportarten lassen sich aber auch nach den toten oder lebendigen Gegenständen einteilen, die zu deren Ausübung dienen, bez. den Gegenstand derselben bilden. So unterscheidet man Jagd- und Schießsport nebst Hundezucht; Pferdesport in allen seinen Abarten, wie: Turf, Trabersport, Fahrsport, Parforcejagd, Schnitzeljagd, Dauerreiten und Steeplechase; Wassersport: Segeln, Dampfen, Rudern, Fischen und Angeln, Eissport und Schwimmen etc. Als ein wesentliches Merkmal des Sports ist endlich anzuführen, daß dessen Ausübung nicht um des Gelderwerbs wegen geschieht. Näheres s. in den einzelnen Artikeln. Die verschiedenen, zum S. gerechneten Tätigkeiten besitzen einen gewissen hygienischen Wert. Da aber mit dem S. in der Regel ein Wettstreit verbunden wird, der schließlich als das Ziel der gesamten Ausübung des Sports erscheint, so gerät der Sportsmann oft in Gefahr, durch übermäßige Anstrengungen bei den Vorübungen für den Wettstreit, Entbehrungen aller Art (Trainieren etc.) seine Gesundheit ernstlich zu schädigen. Als ideale Seite des Sports wird oft angegeben, es solle dem Vaterland ein starkes Geschlecht erzogen werden, in der Praxis aber tritt oft genug die Gewinnsucht in den Vordergrund. Eine in vernünftigen Grenzen bleibende Ausübung des Sports kann namentlich für Leute mit sitzender Lebensweise sehr wohltätig wirken. Ausschreitungen aber führen oft zu Schädigungen der allgemeinen Gesundheit, übermäßiger Ausbildung einzelner Organe des Körpers auf Kosten andrer, infolgedessen Herz- und Lungenkrankheiten und organische Fehler sich ausbilden. Dazu kommen Verkrüppelungen bei Unfällen, die bei der Art, wie der S. oft getrieben wird, auf die Dauer ganz unvermeidlich sind. Beachtung verdient auch die dem modernen S. gegenüber der Gymnastik der antiken Welt oft hervortretende Vernachlässigung der Schönheit der Körperhaltung und der Anmut der Bewegung. Man sieht nur auf die Erreichung eines bestimmten Zieles und nimmt äußerst häßliche Stellungen und Bewegungen selbst bei Frauen gleichgültig in den Kauf. Planmäßig getriebene Leibesübungen, wie sie das deutsche Turnen bietet, auch Spiele im Freien hat man mehr und mehr als einen wichtigen Bestandteil der Jugenderziehung erkannt. Vielfach werden jetzt aber auch mancherlei Sportarten für Schüler empfohlen und hier und da von der Schule begünstigt. Erfahrene Pädagogen und Ärzte haben dagegen auf die mancherlei Gefahren dieser Richtung hingewiesen und die Berechtigung ihrer Mahnungen an Ausschreitungen namentlich in größern Städten dargetan. Für die Wehrkraft eines Volkes ist die Pflege des Sportes zweifellos von Vorteil, insbes. bei Milizheeren (Großbritannien) neigt man der Ansicht zu, daß der S., insbes. Schießen, Reiten, Turnen, Schwimmen etc., die militärische Ausbildung großenteils ersetzen könne. Dies trifft aber nur in geringem Grade zu, weil beim S. die rein militärische Aufgabe fehlt. Im englischen, italienischen, französischen, amerikanischen und japanischen Heer wird mehr oder weniger eifrig S. getrieben. Unberechtigterweise wird der Ausdruck S. in neuerer Zeit auch auf Gebiete angewandt, auf denen Förderung körperlicher Leistungsfähigkeit gar nicht in Betracht kommt, z. B. auf Fahren im Motorwagen, auf Geflügelzucht, Hundezucht, Aquarienliebhaberei, Sammeln von Briefmarken etc. Näheres s. bei den einzelnen Sportarten. Vgl. Georgens, Illustriertes Sportbuch (Leipz. 1882); »Bibliothek für S. und Spiel« (bisher 34 Bde., das. 190006); Hoole, Das Tränieren zum S. (Wiesbad. 1899); Pick, S. und Gesundheit (Prag 1899); »Allgemeine Sportzeitung« (Wien, seit 1880); »Sportwelt« (Berl., seit 1887); Sportkalender erscheinen in Wien und Berlin; Seydel, Katalog der Turn-, Spiel- und Sportliteratur (Berl. 1896).