Läutwerke, elektrische

[262] Läutwerke, elektrische (hierzu Tafel »Elektrische Läutwerke« mit Text), Vorrichtungen, durch welche Glocken oder Klingeln durch Vermittelung des elektrischen Stromes behufs Meldung einfacher Nachrichten zum Tönen gebracht werden. Die Glockensignale bestehen aus einzelnen Schlägen, die ein aufschlagender Hammer erregt. Man wendet nach Bedürfnis eine oder zwei Glocken an, doch müssen sie groß sein, wenn sie laute, auch in geräuschvoller Umgebung hörbare Töne geben sollen. Der Hammer wird, wie beim Schlagwerk einer Uhr, durch ein herabsinkendes Gewicht oder durch einen Elektromotor in Bewegung gesetzt. Im ersten Falle wird der Strom einer Telegraphenbatterie, der die Spule eines Elektromagneten umfloß, unterbrochen oder geschlossen. Sein herabfallender oder gehobener Anker löst dann die Hemmung des Gewichts aus. Im zweiten Falle wird der Strom einer elektrischen Zentrale durch den Motor geleitet, setzt diesen in Bewegung und mit ihm den Hammer. Klingeln geben Rassel- oder Schrillsignale, wenn ein elektrischer Strom durch sie hindurchgeschickt wird. Ein ein- oder mehrmaliges Unterbrechen des Stromes kann die Dauer eines Signals in solcher Weise beschränken, daß es an die Stelle eines Schlages der Glocke tritt. Solche Signale können mit Gleich- oder mit Wechselstrom betrieben werden, der mittels eines Magnetinduktors hervorgebracht wird. In diesem Falle bedarf man zweierlei Glocken, gegen die der Klöppel abwechselnd schlägt, in jenem muß der Klöppel, sobald ihn ein vom Strom umflossener Elektromagnet gegen die Glocke schlagen läßt, den Strom jedesmal unterbrechen. In vielen Fällen erscheint mit dem Glocken- oder Klingelsignal ein bleibendes Zeichen, indem z. B. wie in den Tableauzeigern der Gasthöfe oder der Gebäude mit vielen Beamtenräumen eine herunterfallende Klappe eine Ziffer oder Inschrift sichtbar macht, oder wie in den Lichtsignalen der Eisenbahnen entzündete Glühlampen einen durchscheinenden Schirm erhellen. Andre Läutwerke sind auf ein Rücksignal eingerichtet, das zu erkennen gibt, daß der Anruf gehört worden ist. Beschreibung der verschiedenen Läutwerke auf beifolgender Tafel. Vgl. Kohlfürst und Zetzsche, Handbuch der elektrischen Telegraphie, Bd. 4 (Berl. 1881); Canter, Haus- und Hoteltelegraphie (2. Aufl. Wien 1889); Scharweber-Goldschmidt, Die elektrische Haustelegraphie (2. Aufl., Berl. 1887); Mix und Genest, Anleitung zum Bau elektrischer Haustelegraphen, Telephon- und Blitzableiteranlagen (5. Aufl., das. 1899); Jenisch, Haustelegraphie (2. Aufl., das. 1901); Esche, Der praktische Installateur elektrischer Haustelegraphenanlagen (Leipz. 1902); Bénard, Die Anlage elektrischer Klingeln (deutsch von Fluhrer, das. 1904) und Die Prüfung, Wartung und Instandsetzung von elektrischen Klingelanlagen (deutsch von Wellner, das. 1904); Kirstein, Elektrische Hausanlagen (Berl. 1904); »Nachrichten von Siemens u. Halske« (das. 1899–1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 262.
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