Lagae

[42] Lagae (spr. -gā), Julius, belg. Bildhauer, geb. 1862 in Rousselaere (Roulers), machte seine ersten Studien auf der dortigen Akademie und ging dann mit 19 Jahren zum Besuch der Akademie nach Brüssel, wo er Schüler von van der Stappen und Lambeaux wurde. Nachdem er schon 1884 durch die Figur eines Abel einen akademischen Preis errungen, erhielt er 1888 für einen Sämann auch den römischen Preis zu einem mehrjährigen Aufenthalt in Italien. In Rom entstanden außer mehreren Volkstypen in Büstenform die Betrogene (ein an einen Baumstamm gelehntes, weinendes Mädchen) und die Gruppe: der Drachenkampf. Später setzte er seine Studien in Florenz fort, wo im Anschluß an den herben Realismus Donatellos 1892 die Gruppe zweier aneinander geketteter Greise: die Büßenden (oder die Sühne), entstand, die später, in Bronzeguß ausgeführt, für das Museum in Gent angekauft wurde (s. Tafel »Bildhauerkunst XX«, Fig. 3). Dem Bildwerke liegt eine flämische Sage zugrunde. Einen maßvollern Realismus bei überaus seiner, tief eindringender und lebendiger Charakteristik zeigte dagegen die Gruppe: Mutter und Kind (ebenfalls in Florenz ausgeführt), die L. eine erste Medaille der Münchener Ausstellung einbrachte, die Doppelbüste seiner Eltern und zahlreiche andre Büsten. Für die Stadt Eecloo schuf er die Statue des dort gebornen Dichters Ledeganck, für Mecheln die des Zoologen van Beneden; auch wurde ihm die Ausführung eines Denkmals zur Erinnerung an die Sporenschlacht für Kortrijk übertragen. Er lebt in Brüssel.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 42.
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