[59] Lai (spr. lä, vom irischen laid, »Lied«), ursprünglich die Lieder und Weisen der bretonischen Harfner, dann im Französischen (und Provenzalischen) lyrische Gedichte aus ungleichen Strophen. Die Bretonen pflegten den Vortrag des Konzertstücks durch eine Erzählung einzuleiten, die den Ursprung der Melodie angab. Diese erzählenden Lais wurden gleichfalls im Altfranzösischen nachgeahmt und sind meist Lokalsagen, Volksmärchen, Episoden der Artursage. Die bedeutendste Dichterin auf diesem Gebiet ist Marie de France (s. d.; ihre Lais hrsg. von Warnke, Halle 1885). Eine Sammlung von »Lais inédits du XII. et XIII. siècles« (Par. 1836) gab Fr. Michel heraus. Die mittelhochdeutschen Dichter übersetzten L. durch Leich (s. d.). Vgl. Wolf, Über die Lais, Sequenzen und Leiche (Heidelb. 1841); »Lais et descorts français du XIII. siècle« (hrsg. von Jeanroy, Brandin und Aubry, Par. 1901).