Lancaster [2]

[92] Lancaster (spr. längkǟster), 1) Hauptstadt (municipal borough) von Lancashire (England), am Lune, hat ein Schloß auf steiler Höhe, von Johann von Gaunt erbaut und jetzt als Gerichtshof und Gefängnis benutzt, die aus dem 15. Jahrh. stammende Marienkirche neben dem Schloß, eine schöne kath. Kirche zu St. Peter (seit 1859, in gotischem Stil), eine Lateinschule, in der Whewell und R. Owen erzogen wurden, das Storey-Institut mit Kunstsammlung (von Sir Thomas Storey gegründet, 1891), ein großes Waisenhaus (Ripley's Hospital), eine Anstalt für Blödsinnige (Royal Albert Asylum), ein Grafschafts-Irrenhaus. Ein Kanal, von Liverpool kommend, kreuzt den Lune auf 15,5 m hohem Aquädukt, 1,2 km oberhalb der Stadt. Die Bewohner (1901: 40,329) treiben besonders Möbelfabrikation, dann Baumwollspinnerei und -Weberei, Fabrikation von Linoleum, Eisenbahnmaterial und Maschinen. Es gehören zum Hafen (1903) 34 Schiffe von 2427 Ton. Gehalt. Einfuhr 1903. 76,547 Pfd. Sterl., die Ausfuhr ist unbedeutend. L. ist das Ad Alaunum der Römer; es erhielt 1193 Stadtrecht und hatte bis zum Emporkommen von Liverpool bedeutenden Außenhandel. – 2) Hauptstadt der gleichnamigen Grafschaft, in der reichsten Ackerbaugegend des nordamerikan. Staates Pennsylvanien, am schiffbaren Conestoga Creek, Bahnknotenpunkt, hat ein schönes Gerichtshaus, 2 öffentliche Bibliotheken, ein großes Opernhaus, ein theologisches Seminar und Franklin und Marshall College (beide deutsch-reformiert) und (1900) 41,459 Einw., darunter 3492 im Ausland (3130 in Deutschland) Geborne. Die Industrie (1900 mit 738 Betrieben, 9349 Arbeitern und für 16,370,281 Doll. Waren) ist hervorragend in Tabak, Maschinen, Schirmfabrikation, der Handel in Tabak, Getreide, Kohle und Bauholz. In der Umgebung wohnen viele Abkömmlinge deutscher Einwanderer; auch erscheint in der Stadt eine deutsche Zeitung. L. war 1799–1812 Hauptstadt des Staates. – 3) Hauptstadt der Grafschaft Fairfield im nordamerikan. Staat Ohio, am Hockingfluß, mit Besserungsanstalt für Knaben, Fabriken von Ackergeräten, Glas, Schuhen, Gießereien und (1900) 8991 Einw. – 4) Hauptort der Grafschaft Coos im nordamerikan. Staat New Hampshire, am Connecticut River, mit höherer Schule und (1900) 3190 Einw.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 92.
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