Lancaster [3]

[74] Lancaster (spr. Länkaster), 1) Sir James, englischer Seefahrer, commandirte 1591 die erste britische nach Ostindien gehende Flotte, wurde auf der Rückreise 1592 von seinen Leuten verrätherisch auf einer Insel bei S. Domingo verlassen u. am einem französischen Schiffe 1593 nach Europa gebracht. 1601 machte er eine neue Fahrt nach Indien, wo er mehrere vortheilhafte Handelsverbindungen für Großbritannien abschloß; später wurde er zum Ritter erhoben u. st. 1620. Nach seiner Angabe wurde die Expedition unter Weymouth u. Hudson zum Versuch einer Nordwestdurchfahrt ausgeschickt, weshalb nach ihm der Lancastersund genannt wurde. 2) Joseph, geb. den 25. Novbr. 1777 in London, eröffnete 1798 in London eine Armenschule u. wendete bei deren Erweiterung zuerst die Unterrichtsmethode durch die geschickteren u. fähigeren Kinder selbst an. Er bereiste 1810 u. 11 Großbritannien u. bewirkte, von Hohen unterstützt, die Errichtung mehrerer solcher Schulen. Da ihm, als Quäker, die hohe Geistlichkeit entgegen, der Vortheil seiner Unterrichtsmethode aber einleuchtend war, so wurde der englische Geistliche A. Bell, welcher in Indien gleichzeitig eine ähnliche Methode angewandt hatte, beauftragt, dieselbe zu verbreiten, s. Bell-Lancastersche Methode. Von den Whigs begünstigt, verfolgte L. seine Bemühungen, wanderte aber endlich 1816 wegen Bedrückung der Hochkirche nach Amerika aus, wirkte namentlich in der Republik Columbia, verließ dieselbe aber nach Bolivars Abdankung (1829), ging nach den Vereinigten Staaten, lebte dort in sehr kümmerlichen Verhältnissen u. st. 1838 in New York. Er hat mehre auf seine Methode Bezug habende Schriften in Englischer Sprache herausgegeben. Über ihn Natorp (s.d.) in einigen Schriften.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 74.
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