[101] Landeshut (L. in Schlesien), Kreisstadt im preuß. Regbez. Liegnitz, in einem schönen Tal am Fuße des Riesengebirges (Landeshuter Kamm), am Bober, Knotenpunkt der Staatsbahnlinie Ruhbank-Liebau und der Eisenbahnen L.-Albendorf und L.-Schmiedeberg, 442 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Synagoge, ein neues Rathaus, ein Standbild des Grafen Eberhard zu Stolberg-Wernigerode, Realgymnasium, Amtsgericht, Handelskammer, Reichsbanknebenstelle, Lungenheilstätte (Kaiserin Auguste Viktoria-Heilstätte), bedeutende Flachsspinnerei und Leinweberei mit 3500 Arbeitern, 11,036 Spindeln, 2702 Webstühlen und 13 Mill. Mk. Produktionswert, Schuhfabrikation, Bierbrauerei, Dampfmühle, Handel mit Leinwand und (1900) 8241 meist evang. Einwohner. Dicht dabei das Dorf Niederleppersdorf (s. d.). Zu Ende des 13. Jahrh. vom Herzog Boleslaw I. von Schweidnitz gegen die Böhmen erbaut, wurde L. 1345 vom König Johann von Böhmen genommen, aber bald wieder zurückerobert. 1629 hatte die Stadt viel durch die Liechtensteinschen Bekehrungsversuche zu erdulden, und erst 1711 erhielten die Evangelischen die Erlaubnis zum Bau einer Gnadenkirche. Nächst dem Gefecht im zweiten Schlesischen Krieg 22. Mai 1745, wo Winterfeldt die Österreicher unter Nádasdy schlug, ist L. besonders durch den Überfall vom 23. Juni 1760 denkwürdig, in dem Laudon ein preußisches Korps unter Fouqué aufrieb. Die L. umgebenden Berge waren in einer Ausdehnung von 6 km mit Schanzen bedeckt, zu deren Besetzung mindestens 30,000 Mann gehörten, während die Preußen nur 10,600 Mann und 68 Geschütze hatten. Als Laudon und Beck vereint angriffen, verteidigte sich das preußische Korps sieben volle Stunden, mußte sich aber endlich ergeben. Vgl. Perschke, Beschreibung und Geschichte der Stadt L. (Bresl. 1829); v. Sodenstern, Der Feldzug des Generals de la Motte-Fouqué in Schlesien 1760 (2. Aufl., Kassel 1867).