Leighton

[369] Leighton (spr. līt'n), Frederick, Lord, engl. Maler und Bildhauer, geb. 3. Dez. 1830 in Scarborough (Yorkshire), gest. 25. Jan. 1896 in London, machte schon als elfjähriger Knabe Kunststudien in Rom unter Francesco Meli, um dann die Akademie in Berlin zu besuchen, und studierte 1844 und 1845 in Florenz unter Bezzuoli und später unter Steinle und Becker in Frankfurt a. M. Steinle ist als der eigentliche Lehrer Leightons zu betrachten. Seine erste in Öl gemalte Komposition war: Giotto, unter den Schafen von Cimabue angetroffen (1847). Es folgte Cimabues Madonna in Prozession zu Florenz einhergetragen (1852–55 ausgeführt), ein Gemälde mit lebensgroßen Figuren, das bei seiner Ausstellung einen großen Erfolg hatte, weil zu jener Zeit das Gebiet der Geschichtsmalerei in England nur wenig gepflegt war. L. ließ sich dann in Paris nieder, wo er mit Ary Scheffer und Robert-Fleury in Verbindung trat. Nach seiner Rückkehr nach England wurde er 1866 zum Associaten der königlichen Akademie, 1869 zu ihrem Mitglied ernannt. 1878 erlangte er die Würde eines Präsidenten der königlichen Akademie und wurde bald darauf in den Adelstand erhoben. 1886 wurde er Baronet, 1896 Lord. Leightons Bilder sind meist dem Alten Testament und der griechischen Mythologie und Geschichte entnommen. Dazu kommen Szenen aus dem italienischen und spanischen Volksleben. Seine Darstellungsweise machte ihn für monumentale Malereien im großen Stil ganz besonders geeignet. Dafür zeugen die Fresken im South Kensington-Museum zu London, welche die industriellen Künste im Dienste des Krieges und des Friedens versinnlichen, und in der Börse zu London (Phöniker mit den alten Britanniern Tauschhandel treibend). Von seinen übrigen Werken sind hervorzuheben: der Stern von Bethlehem, Elias in der Wildnis schlafend, eine Bronzeskulptur: ein Athlet mit einem Python kämpfend (im South Kensington-Museum), mit der L. zum erstenmal als Bildhauer vor die Öffentlichkeit trat, das plastische Werk: Ruhmesmüde, die Gemälde: die Braut von Syrakus, g ol dene Stunden, Phryne und Eleusis, die gefangene Andromache (Liverpool, städtische Galerie), die Hexe Simoetha, Atalanta, die Sibylle, das Bad der Psyche (im Tate-Museum zu London), Romeo und Julie (in der Nationalgalerie zu London), Cimon und Iphigenia, Proserpina, die Gärten der Hesperiden. Die besten seiner Gemälde sind diejenigen, die Szenen Ballischer Natur schildern, z. B. der Musikunterricht, idyllspiel griechischer Mädchen und das Frigidarium. L. war kein Künstler von genialer Begabung. Seine Bedeutung beruhte in einem seinen Formenverständnis, das jedoch im Dienst akademischer Kompositionsmanier stand. 1891 wurde L. durch die preußische groste goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet, nachdem er schon 1888 den Orden pour le mérite erhalten hatte. Er gab heraus: »Addresses delivered to the students of the Royal Academy« (Lond. 1896, 2. Aufl. 1897). Vgl. Mrs. A. Lang, Sir Frederick L., bis life and work (Lond. 1885); Rhys, Frederick Lord L. (3. Aufl., das. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 369.
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