Scheffer

[720] Scheffer, 1) Ary, franz. Maler, geb. 12. Febr. 1795 in Dordrecht, gest. 17. Juli 1858 in Argenteuil bei Paris, Sohn des Malers Johann Baptist S. aus Mannheim, eines Schülers Tischbeins, ging mit 18 Jahren nach Paris, wo er sich bei P. Guérin ausbildete, und malte dann eine Reihe von religiösen, historischen und Genrebildern aus dem Volksleben, bis das Auftreten der Romantiker bestimmend auf ihn einwirkte. Die ersten Bilder dieser neuen Richtung waren: Gaston von Foix, auf dem Schlachtfeld von Ravenna unter den Toten gefunden (im Museum zu Versailles), die letzten Soldaten von Missolunghi, im Begriff, sich in die Luft zu sprengen; die suliotischen Frauen, im Begriff, sich von der Höhe des Felsens herabzustürzen, um der Sklaverei zu entgehen (1827). Berühmt aber wurde er erst durch seine empfindsamen, der Zeitstimmung entgegenkommenden Bilder mit Motiven aus Goethe (verschiedene Gretchen- und Mignonszenen, der König von Thule), Byron (der Giaur, Medora), Dante (Paolo und Francesca, Dante und Beatrice im Paradies) und andern Dichtern. Für das historische Museum in Versailles malte er die Schlacht bei Zülpich und die Unterwerfung Wittekinds und der Sachsen unter Karl d. Gr. in Paderborn. Zuletzt schuf er hauptsächlich biblische Darstellungen von vorwiegend spiritualistischer Richtung, wie Christus, in der Wüste vom Teufel versucht, und das seelenvolle Bild des heil. Augustinus mit seiner Mutter Monika (beide im Louvre) und allegorische Gemälde. In der Farbengebung schwankte er zwischen Rembrandt, Delacroix und den alten Italienern. Malerisch am besten sind seine Bildnisse berühmter Zeitgenossen (mehrere, darunter Lamennais, im Louvre). Vgl. Mrs. Grote, A memoir of the life of Ary S. (2. Aufl., Lond. 1860).

2) Henri, Maler, Bruder des vorigen, geb. 27. Sept. 1798 im Haag, gest. 15. März 1862 in Paris, hatte ebenfalls Pierre Guérin zum Lehrer, ahmte dann aber besonders seinen Bruder nach. Von seinen Bildern sind hervorzuheben: die Verhaftung der Charlotte Corday bei Marats Leiche; Jeanne d'Arc auf dem Marktplatz in Rouen; die protestantische Predigt nach der Zurücknahme des Edikts von Nantes (1838); ein Genrebild nach Goethes »Hermann und [720] Dorothea«; Madame Roland auf dem Wege zur Hinrichtung (1845).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 720-721.
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