Linguet

[575] Linguet (spr. länggä), Simon Nicolas Henri, franz. Schriftsteller, geb. 14. Juli 1736 in Reims, gest. 27. Juni 1794, ließ sich nach größern Reisen nach Polen und Spanien 1762 als Advokat in Paris nieder und erwarb sich durch seine »Histoire du siècle d'Alexandre« (Amsterd. 1762) sowie als Rechtsgelehrter durch seine BeredsamkeitMémoires judiciaires«, Sammlung seiner Plaidoyers, 7 Bde.) einen großen Ruf, aber auch durch die Rücksichtslosigkeit seiner Sprache viele Feinde und ward 1774 von der Liste der Parlamentsadvokaten gestrichen. Sein 1774 begonnenes »Journal politique et littéraire« wurde von der Regierung unterdrückt. L. begab sich darauf nach der Schweiz zu Voltaire, begann dort die Herausgabe seiner großes Aufsehen und Ärgernis erregenden »Annales politiques civiles et littéraires« (1777–92, 19 Bde.) und kehrte nach Frankreich zurück, wo er infolge neuer Anklagen 1780 in die Bastille gesteckt wurde. Nach seiner Freilassung (1782) ging er wieder nach London und setzte dann in Brüssel seine »Annales politiques« fort. 1791 erschien er von neuem in Paris und verteidigte vor den Schranken des Konvents die Sache der Schwarzen auf der Insel Haiti. Später faßte die Schreckensregierung Verdacht gegen ihn als einen Gegner ihrer Herrschaft und ließ ihn köpfen. Von seinen zahlreichen sich über Rechtswissenschaft, Geschichte, Politik, Staatswirtschaft und schöne Wissenschaften verbreitenden Schriften sind hervorzuheben: »Histoire des révolutions de l'empire romain« (Par. 1766, 2 Bde.); »Théorie des lois civiles« (das. 1767, 3 Bde.); »Histoire impartiale des Jésuites« (das. 1768, neue Ausg. 1824); »Mémoires sur la Bastille« (Lond. 1783, Par. 1889). Vgl. Cruppi, Un avocat journaliste au XVIII. siècle. Linguet (Par. 1895); Philipp, L., ein Nationalökonom des 18. Jahrhunderts (Zür. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 575.
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