Lungenabszeß

[848] Lungenabszeß, ein mit Eiter gefüllter Herd inmitten des Lungengewebes, entsteht durch eiterige Einschmelzung desselben bei gewöhnlicher Lungenentzündung (selten), bei Influenzaerkrankung der Lunge, ferner durch zufällig in die Lunge gelangte und hier eiterige Entzündung erregende Fremdkörper (z. B. Speiseteile, künstliche Zähne etc.). Am häufigsten ist der embolische (metastatische) L., der durch Einschleppung von bakterienhaltigen Teilchen aus entfernten Eiterherden entsteht und oft in großer Zahl auftritt. Diese Form ist daher eine häufige Komplikation schwerer Eiterfieber (bei Wochenbettfieber, bösartiger Herzklappenentzündung, bei infizierten Wunden). Bei diesen metastatischen Abszessen führt meist schon das Grundleiden an sich zum Tode. Der L. wird erkannt hauptsächlich an der reichlichen Entleerung rein eiterigen Auswurfes, der meist Gewebssetzen und elastische Fasern aus zerfallenem Lungengewebe enthält. Dabei besteht hohes Fieber. Die Heilung der Lungenabszesse kann durch Eindickung und nachfolgende Aufsaugung, durch Verkalkung, oder durch Durchbrechen des Abszesses in einen Luftröhrenaft und Entleerung in diesen mit nachfolgender Narbenbildung im Lungengewebe, oder schließlich, namentlich bei oberflächlich liegenden Abszessen, durch Operation und Entleerung nach außen erfolgen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 848.
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