Manihot

[225] Manihot Adans. (Maniok, Mandioka), Gattung der Euphorbiazeen, große, häufig blaugrüne, kahle, seltener weichhaarige Stauden oder Sträucher mit großen, knolligen Wurzeln, abwechselnden, gestielten, einfachen oder handförmig geteilten Blättern, großen Blüten in armblütigen, einfachen oder zusammengesetzten, oft endständigen Trauben und dreiknöpfigen Kapseln. 80 südamerikanische Arten, meist in Brasilien. M. utilissima Pohl (Jatropha manihot L., bitterer Maniok, bittere Iuka, Kassawastrauch, s. Tafel »Nahrungspflanzen I«, Fig. 5). Die Benutzung der Knollen dieser Pflanze stammt von den Indianern, sie bilden auch heute die Grundlage des Ernährugssystems der Brasilier. Gleich vielen tropischen Nutzpflanzen liefert der Kassawastrauch bei sehr geringer Arbeit einen hohen Ertrag. Man raspelt und zerreibt die Knollen, preßt die Masse aus, wäscht sie durch Bambusrohrgeflecht und röstet sie in Öfen. Die in der Presse zurückbleibende Masse liefert das Maniok-o der Mandiokamehl (farinha); aus der ablaufenden Flüssigkeit schlägt sich Stärkemehl nieder (Tapioka, Tipiok, brasilisches Arrowroot, Cipipamehl, Marksago), das zu seinen Backwaren benutzt wird. In andern Provinzen erhält man nach verändertem Verfahren etwas andre Produkte; auch bereitet man aus dem Mehl Kuchen, die unserm Brot mehr oder weniger ähnlich sind, und auf den Antillen mischt man das Mandiokamehl mit Weizenmehl und bäckt daraus Brot (Conaque). Die frische Wurzel benutzt man als Heilmittel bei Geschwüren. Die Blätter des Maniok werden als Gemüse gegessen; ihr frisch ausgepreßter Saft wird auch arzneilich benutzt. Der frische Milchsaft von äußerster Giftigkeit (Manipucira der Indianer) wird mit Pfeffer gekocht und dann als Küchengewürz verwertet. Die Kultur des Kassawastrauches ist uralt und bestand in Brasilien, Mexiko und auf den Antillen schon bei der ersten Ankunft der Europäer. Im 16. Jahrh. kam er durch die Portugiesen nach Westafrika, und die Einführung in Asien ist noch jüngern Datums. M. palmata var. Aipi Müll. (süßer Maniok, süße Iuka, Aipim, Macacheira, Kassawastrauch) ist ein 2 hoher Strauch Brasiliens, der daselbst sowie im ganzen tropischen Amerika häufig kultiviert wird. Die Wurzel wird, da sie einen milden Saft besitzt, mit weniger Mühe als die von M. utilissima Pohl vielfach zur Bereitung von Maniok benutzt. M. carthagenensis Müll. (Jatropha Janipha Puhl) ist ein 2–4 m hoher Strauch Südamerikas, dessen knollige, büschelige Wurzel ebenfalls als süße Kassawa geröstet oder gebraten gegessen wird. Die Samen wirken abführend und brechenerregend und liefern auch Brennöl. M. Glaziovii Müll. – Arg., s. Tafel »Kautschukpflanzen I«, Fig. 2, mit Text.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 225.
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