Melanämīe

[567] Melanämīe (griech., schwarzes Blut), ein Krankheitszustand, bei dem nach schwerem Wechselfieber schwarze Farbstoffkörperchen in größerer oder geringerer Menge im Innern der Blutgefäße vorkommen; am häufigsten sieht man sie bei den perniziösen Malariaformen der Tropen, doch findet sie sich auch in unsern Breitengraden. Die Pigmentkörnchen, die aus dem Blutfarbstoff hervorgegangen sind, sind mikroskopisch klein, schwarz, seltener braun oder rötlich. Sie liegen einzeln oder, von einer sibrinähnlichen Substanz umgeben, in größern Klumpen und Schollen. Neben ihnen kommen auch den farblosen Blutkörperchen gleichende pigmentierte Zellen vor. Außer im Blut findet sich das schwarze Pigment vorzugsweise noch in der Milz und Leber, im Knochenmark, in den Lymphdrüsen, in der grauen Gehirnsubstanz, in den Nieren und Lungen, wodurch eine schwarze Färbung dieser Organe sowie ein fast aschgraues Aussehen der Haut entsteht. Sehr viele Fälle von M. veranlassen keine nachweisbare Störung in den Funktionen der mit Pigment überladenen Organe. Es sterben aber auch Kranke oft schnell unter schweren Gehirnsymptomen, und man findet bei der Sektion namentlich eine Anhäufung von Pigment in den Gehirngefäßen oder gleichzeitig kleine Blutextravasate im Gehirn. Es ist demnach sehr wahrscheinlich, daß die Verstopfung der Gehirngefäße mit Pigment, und zwar mit oder ohne Zerreißung der Kapillargefäßwände, den Gehirnsymptomen bei schweren Malaria-Erkrankungen zugrunde liegt. Diese Gehirnsymptome bestehen teils in heftigen Kopfschmerzen und Schwindel, teils in Delirien, Konvulsionen, hauptsächlich aber in vollständiger Bewußtlosigkeit. Man hat bei M. auch Unterdrückung der Harnsekretion, Eiweißharnen oder Blutharnen, erschöpfende Darmblutungen, sehr reichliche Diarrhöe, akute Bauchwassersucht und kleine Blutextravasate unter dem Bauchfell beobachtet. Die M. ist an sich nicht zu heilen; man muß ihr vorzubeugen suchen, indem man das Individuum vor schweren Wechselfiebern schützt oder letztere entsprechend behandelt. In frischen Fällen von M. ist die Darreichung von Eisenpräparaten und eine kräftigende Diät nötig, weil der massenhafte Untergang von roten Blutkörperchen eine bleichsüchtige Beschaffenheit des Blutes bewirkt. Da viele Symptome der M. intermittierend auftreten, so hat man dagegen Chinin gegeben und häufig Besserung beobachtet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 567.
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