[587] Memnon, im griech. Mythus der Sohn des Eos und des Tithonos, König der Äthiopier, zog seinem Oheim Priamos von Troja zu Hilfe, erlegte den Antilochos, ward aber von Achilleus getötet und erhielt von Zeus auf Bitten der Eos die Unsterblichkeit. Memnonsgräber zeigte man an verschiedenen Orten; von dem bei Abydos am Hellespont gelegenen erzählte man, daß Memnons wegen allzu großer Trauer in Vögel (Memnoniden) verwandelte Gefährten jährlich dorthin kämen und sich, gleichsam Leichenspiele feiernd, unter Wehklagen zerfleischten. Den Frühtau nannte man Tränen der Eos, womit sie jeden Morgen den aufs neue geliebten Sohn beweine. Spätere Zeit suchte M. mehr und mehr als historische Person aufzufassen und machte ihn zum Erbauer der Königsburg in Susa, wie sich denn die Griechen ursprünglich das Reich des M. bei der am Ausgang der Sonne gelegenen Wohnstätte der Eos dachte; erst spät verlegte man es nach dem ägyptischen Äthiopien. In Ägypten aber ward der Mythus von den Griechen mit einem kolossalen Sitzbild bei Theben, das den König Amenophis III. darstellte, in Verbindung gebracht. Diese Kolossalstatue, die neben einer zweiten ebenso großen einst den Eingang eines Tempels auf dem westlichen Nilufer schmückte, besteht aus einem sehr harten Kieselsandstein und hatte ursprünglich eine Höhe von 21 m, war aber vielleicht durch ein Erdbeben 27 v. Chr. zerbrochen worden. Seitdem fand die merkwürdige Erscheinung statt, daß das Steinbild, von den Strahlen der ausgehenden Sonne getroffen, einen Ton, ähnlich dem Klang einer zerspringenden Saite, von sich gab, was die Sage von dem »Tönen der Memnonssäule« veranlaßte, wodurch M. beim Ausgang der Sonne den Gruß seiner Mutter Eos erwidere. Das Phänomen, dessen Strabon zuerst gedenkt, hatte seinen Grund wahrscheinlich in dem Abspringen kleiner Steinteile, das besonders beim Wechsel der Temperatur zur Zeit des Sonnenaufganges stattfand. Vgl. Letronne, La statue vocale de M. (Par. 1833); Lepsius, Briefe aus Ägypten (Berl. 1852).