[692] Metastāse (Metastasis, griech., »Umstellung, Versetzung«), in der Medizin ganz allgemein die Ortsveränderung eines Krankheitsprodukts im menschlichen Körper. Bei der M. handelt es sich um das Erscheinen einer Krankheit an einer oder mehreren vom Ursprungsort entfernten Stellen, so zwar, daß ein direkter Zusammenhang zwischen dem Ursprungsort und der sekundär erkrankten Stelle nicht besteht. Das Krankheitsgift muß entweder in Substanz im Blut enthalten sein, oder es geht an der Ursprungsstelle in die Blutbahn oder Lymphgefäße über, wird mit dem Blut- oder Lymphstrom fortgeschleppt und lagert sich an einer Stelle nieder, wo das Gift von neuem wirksam wird. Ganz besonders zeigt sich die erstere Form der Übertragung bei bösartigen Geschwülsten, deren Keime durch den Blutstrom fortgeführt und anderswo im Organismus abgelagert werden (s. Embolie). So können z. B. von einem Melanom der Aderhaut des Auges Keime durch die Blutbahn verschleppt werden, bleiben in dem Kapillarnetz der Leber liegen, beginnen dort zu wuchern und erzeugen ein neues »metastatisches« Melanom. So entstehen auch bei längerer Dauer eines Magenkrebses zahlreiche metastatische Krebsgeschwülste in der Leber etc. Auch Mikrobien können auf diese Weise durch die Blutbahn verschleppt werden und Metastasen verursachen. Zur zweiten Form der M. gehört z. B. die sogen. Kalkmetastase. Bei massenhafter Aufsaugung von Kalksalzen aus den Knochen (wie sie bei ausgebreiteter Karies, bei Knochenkrebs vorkommt) und gehinderter Ausscheidung derselben durch die Nieren werden nämlich diese Salze an andern Stellen des Organismus abgelagert, z. B. in den Nieren, im Lungengewebe, in der Magenschleimhaut. Ähnlich können Gallenfarbstoffe, Zerfallsprodukte roter Blutkörperchen, als Arzneimittel angewendete Silbersalze und ähnliches vom Blutstrom aufgenommen und in weit entfernt liegende Gewebe abgelagert werden. In der Rhetorik[692] versteht man unter M. die Redefigur, durch die der Redner die Verantwortung für irgend eine Sache von sich auf einen andern überträgt.